Der schwere Abschied unserer geliebten Angstkatze Safira – Akutes Nierenversagen
Wir mussten unser kleine zarte Angstkatze Safira schweren Herzens gehen lassen
Heute teile ich euch keine schöne Nachricht mit. Safira, unsere Katze aus Spanien, mussten wir einschläfern lassen. Ganz unerwartet. Ganz plötzlich. Von jetzt auf gleich musste ich mich entscheiden. Safira leiden lassen oder erlösen.
Wer war Safira?
Safira war eine kleine weiße Schönheit aus Spanien und gehörte zu den „Katzen vom Fluss“. Damit sind Katzen aus Spanien gemeint, die zum Sterben über eine Brücke an einen Fluss geworfen wurden. Die Organisation Sieben-Katzenleben hat sie damals vom Fluss gerettet. Als vor einigen Jahren meine geliebte Missy starb holte ich einige Zeit später Safira zu uns, damit mein Casimir eine neue Gefährtin hat. Safira war aufgrund ihrer Mangelernährung in Spanien sehr klein und sehr zierlich. Sie sah wahnsinnig jung aus. Sie war mein kleines Sorgenkind. Ich wollte damals gezielt eine Problemkatze, die sonst niemand haben will. Safira war so eine Katze. Aufgrund ihrer Erlebnisse war sie extrem ängstlich und extrem zurückhaltend. Sie ließ niemanden an sich heran. Nicht schlimm, ich wollte ihr einfach nur ein schönes, sicheres und friedliches zuhause schenken. Sie war nun einige Jahre bei uns. Hat Umzüge mitgemacht und gehört fest zur Familie dazu, auch wenn sie sich nicht anfassen ließ und lieber ihre Ruhe haben wollte. Sie führte eher ein Schattendasein. Das war aber ok, sie kam aus sehr schwierigen Verhältnissen und war schwer traumatisiert. Viel Nähe kann man von solchen Tieren nicht erwarten. Was völlig in Ordnung ist. Wenn sie einen Raum betrat, strahlte sie Ruhe aus. Ihr Anblick war immer eine Freude. Unsere kleine weiße zarte Fee. Was ganz Besonderes. Sie war über beide Ohren in unseren anderen Kater Casimir verliebt. Casimir war das einzige Wesen zu dem sie sich hingezogen fühlte. Sie kuschelte sich immer ganz vorsichtig und ganz eng an ihn und fühlte sich dann sicher. Die beiden waren ein wunderschöner liebevoller und friedlicher Anblick. Jedes Mal erwärmte es mir das Herz, wenn ich die beiden sah.
Safira hatte wenige, aber schöne helle Momente. Überwiegend hielt sie sich im Keller auf und in Zimmern, wo wir nicht waren. Doch es gab Tage, da kam sie nachts ins Bett und suchte Nähe. Natürlich immer vorne mit dabei Casimir. Er gab ihr immer Sicherheit. Dann ließ sie sich auch anfassen und wir konnten sie ganz vorsichtig streicheln und ich fühlte an ihrem Hals, dass sie ganz leise schnurrte. Momente, die mein Herz voller Liebe erfüllten, denn in so Momenten wusste ich, dass sie sich wohlfühlt und die Berührung genießt. Momente, die sich ganz fest in mein Herz eingeprägt haben.
Dort sind sie nun für immer und verlassen mich niemals.
Aufgrund ihrer Ängstlichkeit vor Nähe, war jeder Tierarztbesuch eine Qual. Wir mussten sie jedes Mal mit sehr viel Aufwand einfangen um sie in die Box zu bekommen. Für jede Untersuchung musste sie sediert werden, weil sie sich partout nicht anfassen ließ. Bei einem Tierarzt hang dieses kleine völlig harmlos wirkende Kätzchen an der Tierarztdecke!!! Jedes Mal waren die Ärzte überrascht, was für unfassbare Kräfte diese kleine zarte Fee hatte. Ein starkes Tier. So wie Katzen eben sind. Zäh wie sonst was.
Was war passiert?
Safira war schon immer eine schlechte Esserin. Am Fressnapf sah man sie nur selten. Sie aß häufig nur, wenn die anderen beiden aßen und grundsätzlich erst nach ihnen und auch nur kurz. Sie war somit auch sehr schlank und zierlich. Wenn man Jahre mit einem Tier verbringt und ein Gespür für sie hat, merkt man sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt.
Safira hielt sich, wie gesagt, häufig im Keller oder in Räumen auf, wo wir nicht waren. Sie wollte ihre Ruhe. Daher bekamen wir sie zwar täglich, aber nur selten am Tag zu sehen. Was ok war. Sie sollte ihre Ruhe haben.
Doch vor ein paar Tagen war alles anders. Abends gegen 22 Uhr kam sie ins Wohnzimmer zu uns und setzte sich an die Tür. Das ist ein Zeichen für „ich habe Hunger“. Ich bemerkte jedoch, dass sie ihre Augen kaum öffnete. Daraufhin wurde ich direkt unruhig. Ich ging in die Küche und sah, dass die Näpfe noch voll waren, also konnte es kein Hunger sein. Meine Vermutung war unmittelbar, dass sie eventuell was mit den Zähnen hat und nicht essen kann. Sie fing dann plötzlich auch vor uns an zu miauen, zu schreien. Ich erkannte am Schreien, dass es dringend ist. Wir hatten noch ganz weiches Seniorfutter, was ich ihr auf einen Teller gab, doch das rührte sie auch nicht an. Da wusste ich, ich muss handeln, es stimmt was nicht. Zumal sie direkt zu mir kam und um meine Beine strich, was sie für gewöhnlich NICHT tut.
Katzen sind unfassbar zäh, nicht umsonst sagt man, dass sie mehrere Leben haben. Sie melden sich häufig erst, wenn es fast zu spät ist.
Ich wurde richtig unruhig und griff unmittelbar zum Telefon und rief den Notdienst an. Wir hatten nämlich einen OP Termin für sie in einigen Wochen um zu schauen, ob ihre Zähne in Ordnung sind. Das dauerte mir zu lang und ich wollte früher handeln. Die Tierärztin nahm meine Ängste und Vermutungen ernst und bat mich am nächsten Tag direkt morgens in die Praxis zu kommen. Am nächsten Morgen fingen wir sie ein, dabei merkte ich, dass es Safira ganz und gar nicht gut ging. Sie war wesentlich schwächer als sonst und wesentlich aufgeregter. Als sie sich mit ihrer Kralle in einem Kissen verhedderte, konnte ich sie anfassen und befreien. Was völlig untypisch war. Wir schauten uns in dem Moment beide an und ich sah, dass es ihr sehr schlecht ging und sie voller Hilflosigkeit ist. Ein Moment, der sich ebenfalls fest in mein Herz gebrannt hat. Diese traurigen hilfesuchenden ängstlichen wunderschönen Augen. Ein ganz schlimmer Anblick und eine schmerzende Erinnerung.
Wir standen am nächsten Tag um Punkt 8 Uhr beim Tierarzt vor der Tür. Bei der ersten Untersuchung wollten sie zunächst das Blut untersuchen um andere Krankheiten auszuschließen und sich dann um die Zähne kümmern. Gegen 12 Uhr sollte ich noch einmal anrufen um mitgeteilt zu bekommen, wann ich sie holen darf.
Ich dachte immer noch, dass es sicherlich nur schwer entzündende Zähne sind und ihr schnell geholfen werden kann.
Beim Anruf fiel ich aus allen Wolken. Die Blutwerte ergaben, dass sie ein akutes Nierenversagen hat. Akut. Nierenversagen. Ich wusste sofort was das heißt. Ich brach sofort in Tränen aus und konnte nicht fassen, was mir die Tierärztin da gerade mitteilte. Ich sollte mich für das Einschläfern entscheiden, weil es keine Hilfe mehr gibt. Die Werte seien katastrophal. Eine Intensivinfusion für mehrere Tage, die eventuell die Nieren in Gang bringen könnte, wurde ausgeschlossen, da Safira eine Angstkatze ist und es für sie unfassbaren Stress bedeutet hätte, zumal die Werte so katastrophal waren, dass es unwahrscheinlich war, dass das noch was bringt. Wir sollten gegen Nachmittag in die Praxis kommen.
Mich traf das so schlimm. Ihr habt keine Vorstellungen. Mir tat es so unfassbar leid für Safira. Sie hatte so ein schweres schlimmes Leben in Spanien. Dann kam sie zu uns und wir haben alles Erdenkliche getan, damit es ihr gut geht und sie immer wieder versucht glücklich zu machen. Alles getan, damit sie vertrauen fasst. Doch es klappte nicht. Wir haben es nicht geschafft, ihre Angst aus ihr herauszubekommen. Wir haben es zwar geschafft, dass es helle Momente für sie gab und sie auch gelegentlich zu uns kam um gestreichelt zu werden, aber das war nur selten. Wir konnten ihr leider „nur“ ein sicheres und friedliches zuhause bieten, wo sie über alles geliebt wurde.
Unseren Sohn konnten wir zum Glück ganz spontan zu meiner Schwiegermutter bringen. So konnten wir beide Safira begleiten.
Beim Tierarzt angekommen wurden wir in einen Raum geschickt, wo Safira schon wartete. Sie war in der Transportbox und bekam eine Infusion, weil sie am Morgen schon Kreislaufprobleme hatte. Dieser Anblick war zerreißend. Ich konnte mich kaum noch beruhigen vor lauter Trauer. Sie tat mir so unbeschreiblich leid. Die Tierärztin erklärte uns sehr ausführlich und ruhig was die Blutwerte zu bedeuten hatten. Sie erklärte jeden einzelnen Wert. Und jeder erklärte Wert offenbarte ihren katastrophalen gesundheitlichen Zustand. Eine Niere starb bereits ab. Giftstoffe machten sie auf den Weg ins Gehirn. Doch auch der Blick auf Safira reichte um ganz genau zu wissen, wie schlecht es ihr ging.
Ich war fix und fertig. Ich musste sie tatsächlich gehen lassen, dabei wollte ich noch so sehr, dass sie ein schönes glückliches Leben hat. Ich wollte die Zeit, die sie braucht um sich noch mehr zu öffnen. Und jetzt war aber alles vorbei. Ich bin zerbrochen in diesem Moment.
Da Safira bereits eine Infusion erhielt, war es so leichter ihr das Mittel zu verabreichen, was sie zum Einschlafen bringen sollte. Sie musste also nicht noch einmal festgehalten werden bzw. Stress ausgesetzt werden. Sie begann nun einzuschlafen. Ich kann nicht in Worte fassen wie schlimm es war. Meine Worte reichen nicht aus um den Schmerz, den Kummer und die Trauer auszudrücken, die ich empfand. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ich sie in den Arm hätte nehmen können. Ich hätte mir so sehr gewünscht, sie dabei zu begleiten. Sie im Arm zu halten und ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebe und dass ich bei ihr bin bis zum letzten Atemzug. Dass ich mit ihr den schweren Gang gehe und sie niemals alleine lasse. Auch dann nicht, wenn es mir so unbeschreiblich schwerfällt. Wir standen also nur vor der Box und konnten hineinschauen. Ich sagte ihr, wie sehr ich sie liebe, dass ich mich für alles bedanke was sie getan hat. Sie war immer da und hat mit Casimir und Zen meine kleine Familie ausgemacht. Ich sagte ihr, dass Missy gleich da ist, sie holt und gut auf sie aufpasst. Dass sie keine Angst haben muss und uns nichts trennen kann. Und immer wieder sagte ich, dass ich sie liebe und ihr für alles danke. Dann war sie gegangen.
Die Tierärztin holte Safira noch einmal aus der Box um ihren Tod festzustellen. Sie war tot. Nun konnte ich sie berühren. Ich streichelte sie, berührte ihr Köpfchen und küsste sie zum aller ersten Mal. Auch Mathias berührte sie und verabschiedete sich auf seine Art und Weise von ihr. Ihm fiel es auch schwer diese kleine zarte Maus gehen zu lassen. Für ihn war es das erste Mal, dass er ein Tier in den Tod begleitete. Ein Moment, den man sich nicht wieder wünscht.
Dann nahmen wir sie mit nachhause.
Am Abend kam noch der Tierbestatter. Ein unfassbar einfühlsamer respektvoller Mensch, der Safira nun für ihre letzte Reise abholte. Wir haben uns für eine Einzeleinäscherung entschieden. Casimir und Zen hatten einen kurzen Moment um sich auch zu verabschieden. Sie schnüffelten an der Box und wussten was los war.
Safira mussten wir somit noch einmal verabschieden. Die Trauer und der Schmerz sind nicht zu beschreiben.
Nun ist sie tot. Ich habe Safira so viel mehr gewünscht für ihr Leben. So viel mehr! Leider haben wir es nicht geschafft ihre Vergangenheit ungeschehen zu machen. Leider haben wir es nicht geschafft, dass sie sich mehr öffnete. Es bricht mir jedes Mal aufs Neue das Herz, wenn ich daran denke, dass ich sie nicht auf den Arm nehmen konnte um sie besser auf dem letzten Weg zu begleiten. Ein ganz schlimmes und extrem schmerzendes Gefühl. Ihr Verlust nimmt mich schwer mit. Doch leider gehört der Tod mit zum Leben, ob wir das wollen oder nicht.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass man Bindungen nicht trennen kann. Ich bin davon überzeugt, dass nichts und niemand meine Bindung zu meinen Tieren zerstören kann. Nicht einmal der Tod. Ich fühle mich Missy auch nach vielen Jahren seitdem sie tot ist, immer noch intensiv verbunden. Ich bin auch ebenfalls davon überzeugt, dass sie damals diejenige war, die mich bei einem schweren Autounfall vor einigen Jahren beschützt hat. Wie durch ein Wunder überlebte ich mit Prellungen und „nur“ zwei gebrochenen Rückenwirbeln. Den Moment zu beschreiben, der mich überzeugt hat, dass sie alles getan hat, damit ich überlebe, würde den Rahmen sprengen.
Nun habe ich meine kleine Safira dort oben auch als Schutzengel.
Wir bleiben verbunden, auch über den Tod hinweg. Irgendwann sehen wir uns wieder und sind für immer vereint.
Während ich diese Zeilen geschrieben habe, liefen mir die Tränen übers Gesicht, weil ich sie so vermisse und es so weh tut. Doch bin ich dankbar, dass sie da war und immer sein wird. Sie hat in uns allen Spuren hinterlassen. Wertvolle Spuren.
„Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot.“
Safira, in ewiger tiefer Liebe und Verbundenheit.