Geburtsbericht: 2. Kaiserschnitt – Zum Glück habe ich meiner Intuition vertraut
Warum es so wichtig war, dass ich mich bei der Entscheidung für den 2. Kaiserschnitt nicht verunsichern lassen habe
Heute folgt nun mein persönlicher Geburtsbericht. Viele von euch haben schon sehnsüchtig darauf gewartet. Ihr habt mich so intensiv durch meine 2. vegane Schwangerschaft begleitet, mir Sorgen genommen und mir Mut gemacht, dass wir alles zur Geburt so schaffen, wie wir es uns wünschen. Wie ihr wisst, hatte ich große Sorgen und Bedenken bzgl. der Betreuung unseres Sohnes während der Geburt sowie in eine spontane Geburt gedrängt zu werden, obwohl ich mir aus guten Gründen einen geplanten Kaiserschnitt wünschte. Erfahrt nun, wie alles ablief.
Wenn ihr wissen wollt, wie mein 1. Kaiserschnitt verlief, dann lest es hier nach: Geburtsbericht: Geplanter Kaiserschnitt – Kritik, Panik und pures Glück
Meine Stillgeschichte gibt es hier: Stillen: Der wahre Horror beginnt erst jetzt
Hier erwarten euch Stilltipps, sowie absolut nützliche Tipps zum Wochenbett: Milchpulver oder Muttermilch? – 10 unverzichtbare Tipps bei Stillproblemen und Wochenbett Kaiserschnitt: So war es bei mir + ehrliche Tipps
Ein paar wichtige Informationen vorab: Wieso ich mich wieder für einen Kaiserschnitt entschieden habe
Es war meine zweite Geburt. Bereits die erste Geburt war ein geplanter Kaiserschnitt. Warum? Ganz einfach. Meine Mutter brachte zwei Kinder zur Welt und bei jeder Geburt riss sie. Sie hat bis heute Probleme damit bzw. mit den Spuren der Geburten. Damit wuchs ich auf und hatte somit schon immer Angst davor etwas gleiches bei der Geburt zur erleben. Ich sprach mit meiner Frauenärztin darüber, suchte Hilfe, informierte mich ausgiebig, doch nichts half um mir meine Angst zu nehmen und mit einem guten Gefühl in die Geburt zu gehen. Meine Frauenärztin sagte mir klipp und klar: „Das Schlimmste was Sie machen können, ist mit Panik in die Geburt zu gehen.“ Sie sagte mir sogar ganz offen, dass Sie mir auch keine Psychotherapie empfiehlt bzw. kritisch sieht, da eine Geburt gewaltig ist und die Panik ganz schnell wieder aufkommen kann und das ist einfach völlig kontraproduktiv bei einem Geburtsprozess. Somit fiel meine Entscheidung klipp und klar auf den Kaiserschnitt und ich fühlte mich beide Mal sehr gut mit der Entscheidung. Es fühlte sich absolut richtig an. Es hatte auch viel mit meiner Intuition zu tun. Dieser sollte man einfach immer vertrauen! Denn im Nachhinein war es bei jeder Geburt wesentlich besser, dass ich einen Kaiserschnitt hatte. Bei der ersten Geburt hatte ich eine Infektion, bei der unser Sohn, bei einer natürlichen Geburt, direkt hätte Antibiotika bekommen müssen. Ein Killer für das Mikrobiom. Bei der zweiten Geburt erfahrt ihr sogleich die Gründe warum auch diesmal der Kaiserschnitt besser war.
Fahren wir mit unserer Hauptsorge fort…
Unsere Hauptsorge: Wer betreut unseren Sohn während der Geburt?
Das Hauptproblem war, dass wir keine gesicherte Betreuung für unseren Sohn während der Geburt hatten. Wir sind kurz vor der Geburt umgezogen und wohnen nun über 30 Minuten entfernt von den Großeltern, die somit auch nicht, vor allem nachts, schnell bei uns sein konnten. Das Krankenhaus ist weitere 30 Minuten entfernt, somit planten wir eine Zeitspanne von 1,5 Stunden ein, bis unser Sohn betreut werden konnte. In 1,5 Stunden kann so viel passieren während einer Geburt. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass die Geburt so schnell von statten geht, dass keine Zeit mehr für einen Kaiserschnitt bleibt oder das Kind aufgrund seiner Große und Gewicht stecken bleibt und ich eventuell eine Vollnarkose für den Kaiserschnitt benötige. Oh was waren schreckliche Sorgen, die uns so richtig unruhig werden ließen.
Meine Frauenärztin geht definitiv davon aus, dass unser Baby früher kommt – Die Ärzte im Krankenhaus sind dagegen
Hinzu kam die Problematik, dass meine Frauenärztin (sehr kompetent, erfahren und lag bis jetzt immer goldrichtig mit ihren Einschätzungen) absolut davon ausging, dass die kleine Maus in meinem Bauch locker 2 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin das Licht der Welt erblicken wird. Die „Kleine“ war nämlich schon sehr groß und schwer für die Schwangerschaft. Zusätzlich hatte ich sehr viel Fruchtwasser. Zunächst dachte meine Frauenärztin noch, dass ich eventuell Zucker haben könnte, doch das konnte durch einen wiederholten Test ausgeschlossen werden. Somit war die „Kleine“ in meinem Bauch einfach eine ordentliche Wuchtbrumme. Bei der Geburtsplanung im Krankenhaus stellte die Ärztin zwar auch fest, dass die Kleine wesentlich größer und schwerer war als nötig, plus das vermehrte Fruchtwasser, allerdings hielt die Ärztin daran fest, die Kleine „später“ zu holen, sprich kurz vor dem errechneten Geburtstermin. Somit gab es bei beiden Berechnungen gute zwei Wochen Unterschied. Das war für mich nicht leicht auszuhalten, da ich nun mal keine spontane Geburt haben wollte. Zumal ich auch deutlich, sehr deutlich spürte, dass die Kleine früher kommen wird. Ich hatte wochenlang sehr starke Senkwehen, zwei Wochen vor der Geburt konnte ich nicht mehr das Haus verlassen und mein Körper signalisierte mir sooo klar, dass die Kleine früher kommen wird. Jedoch zählte das für das Krankenhaus nicht. Somit hieß es abwarten und das Beste hoffen. Das war für mich bzw. für uns schwer zu ertragen. Vor allem bzgl. der Betreuung für unseren Sohn. Angenommen es ginge nachts los und die Großeltern brauchen zu lange zu uns, dann hätte mein Mann bei der Geburt nicht dabei sein können. Das war für mich ein unvorstellbarer Gedanke. Nicht zu ertragen! Er sollte doch auch unser kleines zweites Wunder begrüßen UND mir bei diesem Prozess helfen bzw. mich unterstützen.
Die Gedanken ließen uns beide nicht los. Wir waren die Zeit vor der Geburt so unruhig, dass wir uns beide immer wieder gegenseitig beruhigen mussten. Nach einer Zeit hielten wir uns an dem Glauben fest, dass unsere kleine Maus alles regeln wird und dann kommen wird, wenn es passt. Im Nachhinein lache ich, wenn ich über dieses Wunschdenken nachdenke … als ob Kinder ein Bombentiming hätten beim Geburtsprozess … hahaha .. erfahrt nun mehr…
Die Geburt: Die ersten Anzeichen. Der Schleimpropf löst sich
Es ist Samstagmorgen. Ich gehe auf Toilette und stelle fest, dass der Schleimpropf beginnt sich zu lösen. Googelt danach, wenn ihr wissen wollt, wie dieser aussieht.
Mir war direkt mulmig, allerdings war es keine Überraschung, da ich einfach spürte, dass es in Kürze soweit ist. Mein Körper kann einfach nicht mehr.
Ich rufe morgens beim Krankenhaus an und frage, wie ich vorgehen soll. Im Internet stand, dass es jetzt 1-2 Tage dauern kann bis die Geburt beginnt. Im Krankenhaus werde ich gefühlt abgewiesen mit dem Hinweis, dass es auch noch einige Tage dauern kann. Ich werde nervös.
Gegen späten Nachmittag gehe ich noch einmal auf die Toilette und stelle fest, dass sich immer mehr der Schleimpropf löst. Ich werde noch unruhiger. Zum Glück habe ich meine Kliniktasche bereits gepackt und alles vorbereitet. Wir versuchen ruhig zu bleiben.
Ich kann mich den ganzen Tag kaum bewegen. Jeder Schritt ist schwerfällig. Mein Riesenbauch erschlägt mich. Vor 9 Tagen hatte ich das letzte Mal meinen Bauchumfang gemessen, da war ich tatsächlich schon bei 111cm angekommen. Viel zu viel für meinen Körper. Ich muss ihn beim Laufen festhalten und unterstützen. So schwer ist er. Dazu kommt, dass wir seit einigen Tagen eine schwere Erkältung mit uns herumschleppen. Ständiges Nasenputzen, Schlappheit und Unwohlsein. Absolut unpraktisch für eine anstehende Geburt.
Oh nein! Die ersten Wehen setzen ein …
Es ist Abend, wir gehen ins Bett. Ich schaffe es nicht lang aufzubleiben, ich fühle mich schlecht wegen der Erkältung und gehe früh schlafen. Gegen 22 Uhr wache ich auf. Da war was. Ein starkes Ziehen. Ich versuche es zu ignorieren, da ich so müde bin und mich nicht gut fühle. Ich kann es nicht einordnen und denke, dass es eventuell eine weitere Senkwehe ist.
Es ist 23.45 Uhr. Ich wache noch einmal auf, das Ziehen ist so stark, dass ich völlig irritiert bin. Ich kann es wieder nicht einordnen. Um 0 Uhr tritt wieder das starke Ziehen ein. Diesmal bin ich dabei wach. Oh was für ein heftiges Ziehen. Was ist das? Wehen? Wenn ja, fühlen sie sich so ganz anders an als gedacht. Ich dachte an die Worte einer Freundin „Wehen gehen einfach nicht mehr weg und ich konnte bei einer Wehe kein Gespräch mehr führen“. Uh, das Ziehen ist tatsächlich so intensiv und stark, dass ich währenddessen tatsächlich kein Wort mehr sagen kann, sondern einfach hoffe, dass das es gleich weg ist. Ich geh auf Toilette und hoffe, dass die Erleichterung etwas bringt.
Ich bin zurück im Bett. 0.12 Uhr. 12 Minuten später. Das nächste Ziehen. Ich nehme mein Handy und schreibe die Abstände auf. 0.20 Uhr. Das nächste Ziehen. Puh, die Abstände sind gar nicht so weit auseinander. Das könnten somit tatsächlich Wehen sein. Ich bin total verunsichert und weiß nichts mehr einzuordnen. Geht es jetzt wirklich los? Ich bin doch so krank, so müde und gerade gar nicht in der Lage Kraft aufzubringen. Soll ich Mathias schon wecken? Übertreibe ich? Falscher Alarm?
0.35 Uhr Heidewitzka, die nächste Wehe. Die Abstände sind recht regelmäßig, das können nur noch Wehen sein. Ich habe Sorgen, irgendwie Angst. Die kleine Wuchtbrumme in meinem Bauch bewegt sich fleißig. Können sich Babys während des Geburtsprozesses wirklich noch so stark bewegen? Erstaunlich.
0.45 Uhr. Oh Himmel. Die Abstände werden jetzt wohl geringer. 0.51 Uhr. Alter Falter, 6 Minuten nur noch dazwischen. Was mach ich bloß?
0.58 Uhr, 7 Minuten Abstand. Mir wird immer mulmiger. Bin jedoch immer noch verunsichert. Ich habe generell eine sehr hohe Schmerzgrenze. Halte ich gerade schon wieder zu viel aus? Relativiere ich den starken Schmerz?
1.07 Uhr. Ich beginne jetzt die Dauer der Wehen zu messen. Puh 45 Sekunden. Alter Falter, das ist sowas von kein Zuckerschlecken. Ich musste gerade richtig die Zähne zusammenbeißen um die Wehe zu überstehen. Keine Position schafft Erleichterung, kein Atmen schafft Linderung.
1.16 Uhr es geht weiter. Gnadenlos. Das müssen einfach Wehen sein.
1.32 Uhr. Puuuuh, 56 Sekunden lang dauerte die Wehe. So intensiv. Was für ein krasses Gefühl. Es fühlt sich nicht an wie Periodenschmerzen, sondern der gesamte Bauch zieht sich extrem intensiv zusammen. Wie soll ich den Schmerz nur beschreiben? Er fühlt sich nicht innerlich an, sondern außerhalb. Die Bauchdecke wird sooo extrem hart und alles zieht.
1. 55 Uhr. Es wird definitiv immer heftiger. Ich bin nervös.
Mathias wird wach
„Was ist los Schatz?“, fragt er mich.
„Ich glaube, ich habe Wehen“, sage ich ängstlich und unsicher.
„Ehrlich???“, fragt er noch einmal. Ich merke, dass er auch spürt, dass es ernst ist und würde am liebsten sofort seine Eltern anrufen. Ich bin noch am Zögern. Ich halte definitiv wieder zu viel Schmerz aus. Ich sagte ihm, dass ich jetzt noch eine halbe Stunde abwarte um zu schauen, ob es regelmäßig bleibt und danach rufe ich im Krankenhaus an.
Die Wehen bleiben regelmäßig. Ich rufe nun im Krankenhaus an. Mir wird nur gesagt, dass ich warm baden soll. Bleiben die Wehen und kommen 30 minutenlang im 5 Minuten Abstand, soll ich noch einmal anrufen. Ich bin etwas verärgert. Ich weise daraufhin, dass ich einen Kaiserschnitt möchte. Ich werde trotzdem abgewiesen mit dem Hinweis, dass ich abwarten soll.
Ich werde nun sichtlich nervös. Mittlerweile ist es 3.09 Uhr, die Wehen sind so heftig, dass ich mich kaum noch halten kann. Ich muss danach jedes Mal auf Toilette und dann kommt jedes Mal direkt die nächste Wehe. Eine Naturgewalt. Ich kann mich kaum auf der Toilette halten und schleppe mich jedes Mal zurück ins Schlafzimmer.
Wir informieren die Großeltern
Matze drängt, dass er seine Eltern anrufen will. Ich sage nur noch „RUF AN!“.
Mathias erreicht sie endlich. Er bittet sie loszufahren. „Die Wehen kommen alle 5 Minuten. Fahrt los!“
3. 14 Uhr. Wehe. 3.18 Uhr. Wehe. 3.22 Uhr. WEHE. Das ist so heftig. Mich haut es total um. Kann gar nicht klar denken. Die Wehenpausen sind Erholung pur. Komplett schmerzfrei als wäre gar nichts. Irre. Beeindruckend.
3. 28 Uhr. Wehe. 3.38 Uhr. Wehe. 3.43 Uhr. Wehe. Ich halte es nicht mehr aus. Ich will ins Krankenhaus. Mathias Eltern sind noch nicht da. Er ruft sie an um zu fragen, wie lange sie noch brauchen. Eigentlich müssten sie in Kürze da sein.
Missverständnis: Schaffen es die Großeltern noch rechtzeitig zu uns?
OH SCHRECK! Sie sind noch gar nicht los gefahren. Es gab ein Missverständnis. Ich verliere fast die Nerven, weil mir bewusst wird, dass ich mindestens noch eine Stunde aushalten muss. 30 Minuten bis sie bei uns sind und weitere 30 Minuten bis wir im Krankenhaus eintrudeln.
WIE SOLL ICH DAS SCHAFFEN?
3.50 Uhr. Wehe. 4.04 Uhr. Wehe. 4.22 Uhr. Wehe. Richtig heftig. Doch ich merke, dass die Abstände wieder etwas größer sind. Ich registriere ganz deutlich, dass der Stress negativ auf den Geburtsprozess wirkt. Ich erinnere mich, dass so etwas in dem Buch „Elternkompass“ von Nicola Schmidt beschrieben steht. Stress sollte von einer Gebärenden fern gehalten werden, da dieser den Geburtsprozess stört und sogar stoppen kann. Ich merke, wie sensibel gerade mein Körper ist und bin beeindruckt von diesem Gefühl, Prozess, Ereignis. Auch wenn ich Angst habe, die sich wieder mit Vorfreude mischt.
Ich bin völlig durch den Wind. Mathias wird richtig nervös. Er ruft seine Eltern noch einmal und und sagt, dass sie sich richtig beeilen müssen. Sein Vater fährt mit 180 Sachen über die Autobahn.
4.26 Uhr. Wehe. OH MEIN GOTT, mich haut es so weg. Ich kann nicht mehr klar Denken. Nichts hilft um den Schmerz zu ertragen. Ich denke an Hypnobirthing. Wellen, keine Wehen. Es sind Wellen, die mich näher zu meinem Kind bringen. Das hilft kaum um ehrlich zu sein. Wehen sind so ein intensives Gefühl, so mächtig, so gewaltig, so stark, so intensiv. Mir kommt es wie schönreden vor. Doch zumindest verbinde ich tatsächlich damit, dass unser Baby uns immer näher kommt.
Hinweis: Während ich diese Zeilen schreibe, werde ich sehr emotional und mir laufen die Tränen. Eine Geburt ist so etwas besonderes. So ein Wunder.
4.30 Uhr. Wehe. Ich kämpfe. Ich halte aus.
ES KLOPFT AN DER TÜR!!! Sie sind da!! Sie sind da!!! Ich beginne zu weinen, weil ich weiß, dass ich mich jetzt von meinem kleinen Sohn verabschieden muss. Ich weiß nicht, wie er mein Weggehen nun auffassen wird. Es ist mitten in der Nacht. Er wird so müde sein. Ich muss mich aber verabschieden, da ich ihn 3 Tage nicht sehen werde. Wir waren noch nie getrennt. Ich weine.
Ich muss unseren Sohn wecken. Wie verkraftet er, dass ich nun einige Tage weg sein werde?
„Bendix, aufwachen, mein Schatz. Liv kommt!“, sage ich behutsam.
Unser Kleiner wird wach. Er ist sehr müde und will erst stänkern, doch nachdem ich noch einmal wiederhole, dass es jetzt los geht und seine Schwester nun auf die Welt kommen will, wird er ganz ruhig. Er kommt zu mir, umarmt mich und sagt, dass ich nicht weinen soll und das alles gut wird. Natürlich weine ich jetzt erst recht. Mein 3 jähriger Sohn beruhigt mich tatsächlich. Dabei wollte ich ihn doch beruhigen. Er ist so emphatisch, fürsorglich und voller Mitgefühl. Ich liebe ihn so sehr.
Meine Schwiegermutter kommt ins Schlafzimmer. Er freut sich, dass sie da ist und erzählt ihr von seinem neuen Spielzeug. Oh so eine Erleichterung, dass er so gut reagiert.
4. 34 Uhr. Nächste Wehe. Meine Schwiegermutter versucht mich zu beruhigen. Mathias kommt. Er hat alles soweit vorbereitet. Die Kliniktasche ist im Auto. Wir können starten.
4.38 Uhr. Ich notiere nun die letzte Wehe in meiner Notiz App.
Ich komme kaum noch die Treppe herunter. Wir sind fast an der Haustür. Die nächste Wehe. Mathias hält mich. Ich bin so froh, ihn an meiner Seite zu haben. Ich kann jetzt besser loslassen, weil ich weiß, dass wir es tatsächlich geschafft haben, dass unser Kleiner rechtzeitig betreut werden kann. Das gibt mir so viel Ruhe und Sicherheit! Ich bin so erleichtert.
Der Weg ins Krankenhaus
4.40 Uhr. Wir sitzen nun im Auto. Los geht es. Wir sind erstaunlich ruhig. Und ich denke tatsächlich noch daran, dass es vielleicht noch falscher Alarm ist und habe Angst, dass sie mich im Krankenhaus weiterhin nicht ernst nehmen. Typische Gedanken, wenn man nervös ist.
Im Auto überkommen mich weitere Wehen. Ich kann sie diesmal besser ertragen, weil ich weiß, dass unser Sohn nun sicher betreut wird und das Matze ab nun bei mir sein wird. Ich muss jetzt keine Panik mehr haben und das Ereignis alleine durchstehen. Ich bin dankbar.
Wir sind am Krankenhaus angekommen: Matze und ich müssen uns nun trennen.
Um kurz nach 5 Uhr kommen wir im Krankenhaus an. Ich muss tatsächlich allein zum Kreißsaal. Alleine mit Wehen. Wir reden hier nicht von einem 2 Minuten Weg.
Mathias muss am Eingang stehen bleiben und warten bis ich mich melde. Ich laufe los. Ich habe keinen Orientierungssinn, was mir in diesem Moment zu schaffen macht. Die Klinik ist riesig. Wie eine Kleinstadt. Hoffentlich finde ich in dieser Situation den Kreißsaal. Ich laufe, ich lese die Schilder, halte meinen Bauch und hoffe, dass ich vor der nächsten Wehe ankomme. Wie soll ich die Wehe im Stehen ertragen? DA! „Kreißsaal“. Das Schild! Ich bin fast da! Die Treppe nur noch runter.
Kreißsaal: Ich habe es geschafft. Was passiert nun?
Ich klingle und bin so froh, dass ich es hier hergeschafft habe. Die Gänge bis hierhin waren verlassen. Kein Mensch in der Nähe. Ich will mir nicht weiter ausmalen, was passiert wäre, wenn ich zusammen geklappt wäre und kein Mensch wäre in meiner Nähe gewesen. Egal. Gedanken wegschieben.
Ich werde von einer Hebamme empfangen, die mich direkt ans CTG anschließt. Uuuuh, siehe da. Ordentliche Wehen.
Sie untersucht meinen Muttermund. Über 4 cm geöffnet. Die Geburt ist also im Gang. Kein falscher Alarm. Unser Baby wird also kommen. Ich kann es kaum glauben. Endlich ist es soweit UND sie macht sich tatsächlich wesentlich früher auf den Weg als geplant. Meine Frauenärztin hatte also tatsächlich recht. Ich erinnere mich, wie sie zu mir sagte „Die kleine Wuchtbrumme kommt sehr wahrscheinlich in der 38. SSW.“
Sie hatte so recht. Ich befinde mich gerade in der 38. SSW.
Die Hebamme informiert eine Ärztin, die darauf zu mir kommt und mich über die nächsten Schritte aufklärt.
Die Entscheidung ist gefallen: Unsere Kleine soll nun das Licht der Welt erblicken
Ich bin so euphorisch und nervös. Unser Mädchen, unser zweites Kind, unser zweites Wunder wird in wenigen Stunden bei uns sein.
Die Ärztin fragt mich, ob ich nicht eventuell doch eine natürliche Geburt vorziehen möchte. Ich überlege 2 Sekunden. Und sage mir aber, Jessy, hör auf deine Intuition. Die hat dir immer gesagt, lieber einen Kaiserschnitt.“ Die Neugierde auf eine natürliche Geburt ist zwar da, doch meine Intuition ist stärker. Ich vertraue ihr und lehne somit die natürliche Geburt ab. Wie sich später herausstellt, habe ich mich goldrichtig entschieden.
An dieser Stelle der Hinweis: NEHMT EUCH ERNST. IHR KÖNNT EUCH VERTRAUEN. Schenkt eurer inneren Stimme Glauben.
Die Ärztin akzeptiert meinen Wunsch und drängt mich nicht. Zum Glück.
Die Vorbereitungen für die Geburt bzw. 2. Kaiserschnitt erfolgen
Sie würde nun alles vorbereiten und ich muss nun den Corona Test machen.
Heidewitzka. So etwas ultra unangenehmes. Ich vergesse sogar die Wehen. Das Stäbchen für den Test befindet sich gefühlt fast an meinem Gehirn. Alter Falter. Mich schüttelt es. Endlich vorbei. Gefühlt hat der Test Minuten gedauert. So unangenehm. Doch was muss, das muss.
Ich werde in den Vorbereitungsraum gebracht und weiter ans CTG angeschlossen. Es werden ohne Ende Wehen aufgezeichnet. Ich liege dort und stehe eine Wehe nach der nächsten aus. Ich will das Mathias endlich bei mir ist. Ich kann ihn endlich informieren, doch auch er muss zunächst einen Test machen und auf das Ergebnis warten.
Der Katheter wird gelegt
In der Zwischenzeit wird mir der Katheter gelegt. Alter Falter, bei der ersten Geburt wurde das nach der Betäubung gemacht. Und diesmal vorher. Ja, ohne Betäubung. Ich bin kurz davor durchzudrehen. Doch auch hier, es muss was muss. Ich beiße die Zähne zusammen und hoffe, dass es schnell geht.
Ah siehe da, kurz unangenehm, aber aushaltbar. Er liegt. Der Katheter liegt und ich habe eine weitere unangenehme Sache durchgestanden. Eine von vielen weiteren, die folgen werden. Und ja, ich musste während der gesamten OP eine Maske tragen.
Endlich darf Mathias zu mir kommen: Jetzt sind wir wieder zusammen und gleich geht es los
Mathias ist da! Er ist endlich da! Wir nehmen uns an die Hände und er unterstützt mich bei den weiteren Wehen. Mittlerweile ist es kurz nach 6 Uhr. Ich habe somit seit 8 Stunden Wehen. Krass. Doch irgendwie bin ich froh, dieses Gefühl der Wehen…die Macht der Wehen zu spüren. Beeindruckend.
Die Vorbereitungen laufen. Wir kommen nun in den Op Saal. Gleich soll ich die Anästhesie durch den Rücken erhalten. Bei der ersten Geburt dauerte das keine 2 Minuten. Doch jetzt können sie den richtigen Zugang nicht finden. Ich sitze also gute 20 Minuten in gebückter Haltung auf dem Op Tisch und hoffe, dass sie gleich die richtige Stelle finden. Auch hier, die Wehen setzen aus. Stress wirkt so sensibel auf die Wehen bzw. auf den Geburtsprozess.
ENDLICH! Der Zugang liegt, meine Beine fühlen sich langsam taub an. Ich darf mich endlich hinlegen. Ich werde weiter vorbereitet. Die Beine sind jedoch noch nicht taub. Sie machen ständig Tests um zu sehen, wie weit die Betäubung voranschreitet. Auch dieser Vorgang dauert wesentlich länger als bei dem ersten Kaiserschnitt. Ich lasse alles über mich ergehen. Versuche abzuschalten um meine Nervosität in Schach zu halten. Dazu kommt gleichzeitig die riesengroße Euphorie. Eine Achterbahn der Gefühle.
Die Betäubung wirkt, der Vorhang wird vor mir aufgebaut, so dass ich nicht sehe, was geschieht. Es geht also gleich los. Nein, es geht bereits los. Die Krankenschwester sagt nämlich „Die Ärzte haben bereits begonnen.“ Ich freue mich so so so sehr und kann meine Vorfreude kaum noch in Schacht halten. Ich will endlich mein kleines Mädchen sehen, sie in meinem Arm halten, sie stillen, sie begrüßen und ganz nah bei mir haben.
Irgendwas stimmt nicht. Komplikationen?
Matze darf an meinen Kopf kommen. Er ist auch ganz aufgeregt, doch sehr auf mich fokussiert um mich zu beruhigen. Es dauert. Es dauert lange. Es dauert wesentlich länger als beim ersten Kaiserschnitt. Ich merke, dass irgendwas diesmal nicht so läuft. Ich höre eine Art Schere, wie sie schneiden. Viel schneiden. „Was schneiden sie denn da nur so viel?!“, frag ich mich. Das ist alles so anders als beim ersten Kaiserschnitt. Ich denke mir bereits, dass was nicht glatt läuft. Ich spreche jedoch nichts an, weil ich die Ärzte konzentriert arbeiten lassen will und mir jede Informationen eventuell Angst machen könnte.
Ich bitte Mathias mich weiter intensiv abzulenken, weil ich merke, dass was nicht stimmt. Wir unterhalten uns ganz viel über unseren Sohn, wie toll er reagiert hatte als ich ihn wach gemacht habe, wie schön er an dem Tag gespielt hatte, was wir für den Sommer im Garten für ihn bzw. unsere Kinder planen. Das lenkt mich gut ab.
DER ERSTE SCHREI!
Nach ca. 1 guten Stunde endlich ein Schrei, ein leiser Schrei. Sie ist da, sie ist da, sie ist da!!! Unser Mädchen ist da! Ich fange sofort an zu weinen. Ich weine und weine, vor lauter Dankbarkeit!
Die kleine Maus ist in ein Handtuch gewickelt und wird mir an den Kopf gelegt. Ich kann sie nur kurz sehen, weil meine Augen voller Tränen sind und ich verschwommen sehe. Ich merke, wie die Kleine meinen Finger umklammert. Ich bin so voller Dankbarkeit, Freude und Liebe. Ich werde förmlich durchströmt von diesen wunderschönen Gefühlen.
Nun wird sie untersucht und mitgenommen. Die Ärzte beginnen damit mich zu vernähen. Mathias bleibt noch kurz bei mir bis er unsere kleine Liv begrüßen kann. Er wird das Bonding übernehmen in der Zeit. Er freut sich riesig und kann es kaum erwarten sie bei sich zu halten.
Als Mathias den Raum verlässt, sind die Hebammen für mich da, sowie die Anästhesistin. Sie unterhalten mich in einer Tour um mich abzulenken. Sie machen das großartig. Ich merke, wie ich schwächer werde. Die Anspannung, die Müdigkeit, die starke Erkältung. Das alles macht mir nun zu schaffen. Sie halten mich jedoch super auf Trab. Allerdings haben sie nun fast Feierabend und ein Mann übernimmt. Ich merke, wie ich kaum noch die Augen aufhalten kann und versuche zu entspannen.
Mein Gefühl verstärkt sich: Irgendwas stimmt definitiv nicht.
Sie brauchen so lange um mich zu schließen. Ich merke wieder, dass was nicht stimmt. Doch auch hier frage ich nicht nach um alle konzentriert arbeiten zu lassen und mich nicht zu beunruhigen. Ich gebe die Verantwortung ab und vertraue den Ärzten.
Nach fast 1,5 stunden ist es geschafft. Die Ärzte sind nun endlich fertig! Der Chefarzt kommt zu mir und erklärt mir was passiert ist. Als sie mich öffneten, stellten sie fest, dass meine Gebärmutter und Harnblase mit dem Gewebe direkt am Bauch verwachsen war. Das kann nach einem Kaiserschnitt passieren. Sie mussten somit erst einmal die Organe von meiner Gewebsschicht trennen und dahin drücken, wo sie hingehörten und gleichzeitig versuchen Liv an meinen Organen vorbeizuschlängeln. Die Trennung der Organe von der Gewebsschicht war alles andere als leicht, da ich nämlich kaum Fettgewebe am Bauch habe, sowie ein starke Bauchmuskulatur, hatten sie kaum Möglichkeiten ohne weitere Schnitte den Prozess zu vollziehen. Sie schnitten „leider“ mehrmals durch das Gewebe und somit habe ich nun eine senkrechte Narbe vom Bauchnabel zum Scharmbereich. Überhaupt nicht tragisch! Der Arzt entschuldigte sich mehrmals, doch ich gebe ihm gar keine Schuld, ich bin einfach nur froh, dass es mir und der kleinen Maus gut geht! Das ist das Einzige was zählt. Narben stören mich überhaupt nicht. Sie erzählen Geschichten und machen uns einzigartig. Bei einer natürlichen Geburt hätte das also ziemlich zum Problem werden können, da alles durch die Vernarbung bzw. Verwachsung fest war. Für eine natürliche Geburt ist es wesentlich besser, wenn das Gewebe natürlich weicher und fĺexibler ist anstatt starr wegen den Vernarbungen.
Endlich ist die OP vorbei: Endlich kann ich unsere Tochter in meine Arme schließen
Endlich ist die Op vorbei. Ich bin so ausgelaugt. Sie führen mich in den Vorbereitungsraum, in dem ich vorher gewesen bin. Dort treffe ich auf Matze und unser zweites Wunder. Mathias sitzt im Stuhl und auf seinem freien Oberkörper liegt unser Mädchen. Ich bin so bewegt, mir kommen wieder die Tränen.
Ich kann es gar nicht erwarten unsere Liv nun richtig betrachten zu können. Die Kleine wird mir nun, nur mit einer Windel, auf die Brust gelegt. Ich bin so hin und weg. Doch muss ich auch lachen. Sie ist so speckig. Unser kleine große Wuchtbrumme. Unser zweites Wunder hat beeindruckende Maße für die 38. SSW.
Körperlänge: 53 cm
Körpergewicht: 3895 Gramm
Kopfumfang: 35,5 cm
Meine Frauenärztin hatte also von Anfang an recht. Sie ist eine Wuchtbrumme. Die Krankenschwestern bzw. Hebammen erwähnen immer wieder, dass das vermutlich bei einer natürlichen Geburt alles nicht gepasst hätte. Meine Frauenärztin meinte bei der letzten Untersuchung auch sofort, dass meine Beckengröße wohl nicht mit dem Gewicht des Kindes harmonisiert.
Nachdem ich die Maße der kleinen großen Wuchtbrumme gehört und sie gesehen habe, bin ich so froh, dass ich auf meine Intuition gehört hatte. Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass eine natürliche Geburt zur Tortur geworden wäre.
Die Hebamme, die uns betreut, gibt uns ganz viel Zeit für uns und kommt nur in den Raum, wenn es wirklich nötig ist. Mathias und ich machen erste Fotos und informieren unsere Familien. Alle warteten schon ganz gespannt und wollten Fotos.
Ich bin so fertig. Mir fallen ständig die Augen zu. Ich kann sie teilweise kaum noch öffnen. Absoluter Tiefpunkt. Das war alles eine Nummer zu viel. So viel Aufregung, plus enorme Euphorie. Ich muss mich emotional erst mal ordnen. Ich bin jedoch so glücklich, so erleichtert, so dankbar, so voller Liebe.
Nach 2-3 Stunden werde ich auf mein Zimmer für die nächsten Tage gebracht. Da sind wir nun. Zum zweiten Mal sind wir nun Eltern geworden. Unendlich glücklich und dankbar.
Wir begrüßen voller Liebe unser zweites Wunder Liv <3
Fazit:
Nun wisst ihr, wie die Geburt unserer „kleinen“ Liv ablief. Wie ihr über die Instagram Stories und im Artikel erfahren habt, hatte ich große Angst vor einer natürlichen Geburt. Auch wenn ich Angst hatte, war es bemerkenswert Wehen in der Form zu erleben. Eine Naturgewalt, positiv wie negativ. Ich bin froh, sie erlebt zu haben um mir ein Bild davon zu machen. Jedoch bin ich genauso froh, dass ich mich nicht von meinen Weg habe abbringen lassen und mich auch am Ende für den Kaiserschnitt entschieden habe. Ich konnte schon immer meiner Intuition vertrauen und folgen. Sie hat mich auch in diesem Fall vermutlich vor einer Tortur und negativem Erlebnis bewahrt. Wie auch immer, wichtig ist nur, dass es unserem kleinen großen Wunder und mir gut geht. Alles andere zählt nicht mehr. Wie genießen nun ganz intensiv die Wochenbettzeit und unser neues Familienglück.
Ihr werdet noch einen ausführlichen Schwangerschaftsartikel bekommen sowie einen Artikel über die ersten Tage im Krankenhaus und einen Einblick in unser Wochenbett.
Hier erfährst du alles zu meiner ersten veganen Schwangerschaft: Vegane Schwangerschaft
Sämtliche Informationen für die vegane Beikost: Vegane Beikost