David: „Manchmal kommt es mir so vor als wäre ich aus der Matrix erwacht!“

20.05.2019

Interview 12

David berichtet spannen von seinem Weg zum Veganismus. Für einen Mann vom Land, der überwiegend freilebende Tiere kennt, nicht so leicht

Die Aktion Männer inspirieren Männer setzt heute David fort. Er berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist. Erfahrt, was der Veganismus mit seiner Hochzeit zutun hatte, ob seine Frau sich auch für diesen Weg entschieden hat und was er für Worte für unvegane Männer findet. 

1. Erzähl zunächst etwas über dich: Wer bist du?

Mein Name ist David, ich bin 36 Jahre, glücklich verheiratet und lebe seit ca. November 2017 vegan. Aufgewachsen bin ich im ländlichen Raum, wo der Verzehr/Konsum von tierischen Produkten völlig normal war bzw. ist. Tiere kennt man hier tatsächlich noch von der Weide und so macht man sich keine großen Gedanken über seinen (Fleisch-)konsum.

David berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist.

2. Weshalb lebst du vegan? Was war der Auslöser?

Den einen Auslöser gibt es bei mir nicht. Ich würde sagen, dass es ein langer Prozess/Weg war. Schritt für Schritt habe ich mich mehr informiert und mir ist bewusst geworden, wie viel falsch läuft. Wie sehr fühlende Lebewesen leiden bzw. als „Produkt/Rohstoff“ ausgenutzt werden.

Über einen veganen Fitness Coach hatte ich mich schon länger mit der Thematik befasst. Aber sehr oberflächlich. Irgendwann habe ich eine Doku über eine Kükenproduktionsfabrik gesehen. Wie perfekt alles organisiert war, in welchem industriellen Maßstab und wie perfekt optimiert alles war… hat mich, als Wirtschaftswissenschaftler, auf der einen Seite beeindruckt, aber auf der anderen Seite sehr erschrocken. Kleine Küken auf einem Sortierlaufband in einer Fabrik zu sehen fand ich gelinde gesagt nicht richtig. Als Folge darauf stellte ich meinen Konsum von Hühnerfleisch ein – hatte mich ohnehin seit Jahren darüber gewundert, wie eine „Hühnerbrust“ an der ursprünglich nichts dran ist, so viel Fleisch enthalten kann. Mittlerweile kenne bzw. ist mir die erschreckende Wahrheit bewusst. Danach folgten noch ein paar Dokus, mein Bewusstsein wuchs und ich entschied mich ganz auf Fleisch zu verzichten (für einen vom „Land“, der Fleisch liebt, keine wirklich leichte Entscheidung). Dazu muss ich sagen, ab und zu habe ich durch alte Gewohnheiten z.B. zu Tortellini Salat gegriffen und musste dann mit erschrecken feststellen, dass dieser nicht fleischfrei ist. Das war ca. ein zwei Monate vor meiner Hochzeit. Meine Frau hatte dann den Wunsch, dass es auf unserer Hochzeit ein veganes Menü gibt, da sie laktoseintolerant ist und seit Kindheitstagen vegetarisch lebt. Diesen Wunsch bin ich gerne nachgekommen. Zudem habe ich daraufhin spontan beschlossen, komplett auf tierische Produkte zu verzichten – was selbst meine Frau überrascht hat. Die dann sozusagen nachgezogen ist und von vegetarisch (als Käseliebhaberin nicht leicht) auf vegan umgestellt hat. Bis heute bereuen wir diese Entscheidung, die jeder für sich selbst getroffen hat, nicht.

David berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist. David berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist.

3. Was müsste, deiner Meinung nach, noch getan werden um der Gesellschaft den Veganismus näher zu bringen?

Einiges, da die Lobby der Fleisch- und Milchindustrie ist sehr stark und ihr Marketing gut funktioniert. Man muss versuchen ein Bewusstsein für den Wandel hin zu weniger bzw. keinen tierischen Produkten in der Gesellschaft zu schaffen. Der geht nicht von jetzt auf gleich. Das geht auch nicht über missionieren, sondern über informieren. Sachlich und faktisch. Ohne anders essende Menschen anzugreifen. Um die richtige(n) Entscheidung(en) zu treffen, braucht es viele Informationen. Hier ist die vegane Community gefragt, sich POSITIV einzubringen. Einfach mal für die Familie oder Freunde zu kochen finde ich eine gute Möglichkeit.

 

4. Statistisch gesehen leben überwiegend Frauen vegan. Hast du einen Tipp für Männer, die eventuell Bedenken haben als unmännlich zu gelten, wenn sie vegan leben?

Wenn man soweit ist und ernsthaft überlegt vegan zu leben – einfach machen. Mir sind bisher noch keine Brusthaare ausgefallen, weil ich vegan geworden bin. Als ich meine Entscheidung getroffen habe, war dies kein Grund, der mich gehindert hat. Um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht darüber nachgedacht. Es war eine Entscheidung für die Tiere.

 

5. Welche Argumente, meinst du, benötigen einige Männer um zum Umdenken bewegt zu werden (wenn es nicht die eigene Frau ist)?

Wie ich schon erwähnt habe brauchen sie erstmal Informationen. Es muss ein positives Bewusstsein für den Wandel geschaffen werden. Dies dauert seine Zeit. Mich persönlich hätte man mit bloßen Worten/Argumenten auch nicht wirklich überzeugt.

 

6. Eine Frage zu deinen persönlichen Erfahrungen. Wie reagieren Männer darauf, wenn sie mitbekommen, dass du vegan lebst?

Unterschiedlich. Viele, so wie ich es früher wahrscheinlich auch gemacht hätte, machen sie sich darüber lustig, weil Veganer bei ihnen in einer Schublade liegen und sie sich nie ernsthaft mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Aber einige sind auch interessiert und fragen nach. Hier kommt dann aber der beliebte Satz „das könnte ich niemals“, den wahrscheinlich selbst jeder Veganer mal gesagt hat, immer zum Abschluss der Diskussion.

 

7. Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung vegan zu leben reagiert?

Erstaunt. Als jemand der sich von Salat etc. ernährt war ich nicht gerade bekannt. Dadurch, dass ich nicht mehr in meiner alten Heimat wohne, bekomme ich auch nicht so viele Reaktionen direkt mit. Schlussendlich müssen sie es wohl oder übel akzeptieren.

David berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist.

8. Wie reagierst du auf dumme Sprüche bzgl. deiner Ernährungsweise?

Gelassen, da ich mich sehr gut in deren Situation hineinversetzen kann. Wenn man keine Ahnung von der Thematik hat, dann liegen solche Reaktionen nahe. Da bin ich niemanden böse.  

 

9. Wie reagieren Frauen auf deinen Ernährungsstil?

Interessierter als Männer. Aber auch hier kommt der Satz „das könnte ich niemals“.

 

10. Ist es dir wichtig, dass dein/e Partner/in auch vegan lebt?

Mittlerweile würde ich ja sagen. Glücklicherweise habe ich meine vegan lebende Traumpartnerin schon geheiratet.

 

11. Befinden sich noch andere Veganer oder Vegetarier in deinem Umfeld oder bist du (noch) der Einzige?

Neben meiner Frau und meiner Schwiegermutter ist unabhängig von mir ist ein Schulfreud, mit dem ich mir früher Mettigel geteilt habe, vegan geworden. Jetzt essen wir gemeinsam Falafel und tauschen uns über vegane Rezepte etc. aus – was sich sehr ungewöhnlich anfühlt. Aber ich finde es auch sehr cool!  

 

12. Was ist dein liebstes veganes Produkt?

Spaghetti oder Nudeln. Schon immer! Mein ganzes Leben lang.

 

13. Gibt es noch etwas was du unveganen Männern mit auf den Weg geben möchtest?

Informiert euch! Nehmt das Thema ernst und trefft dann eure Entscheidung, ob ihr weiter Fleisch/tierische Produkte essen/konsumieren wollt, weniger oder gar keins/e mehr. Nehmt euch nicht zu viel vor. Vegan werden ist ein Prozess. Jeder Schritt in diese Richtung ist wichtig und gut. Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Perfekt vegan zu leben ist praktisch unmöglich in der heutigen Zeit. Macht euch keinen Stress und scheitert nicht am Perfektionismus.

Manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich aus der Matrix erwacht!

David berichtet aus Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers, wie er die optimierten Abläufe in der Masttierindustrie so erschreckend fand, dass in ihm Stück für Stück das Bewusstsein wuchs, dass es falsch ist.

Lieber David, vielen Dank für deine Teilnahme an dieser wichtigen Aktion! Es war sehr interessant zu lesen, wie sich dein Weg zum Veganismus gestaltet hat. Ich finde es sehr hilfreich, dass du unveganen Männer die Angst nimmst vorm Perfektionsmus und der falschen Annahme, dass man in einer 100% unveganen Welt 100% vegan leben könnte. Wie du schon sagst: JEDER SCHRITT IN DIESE RICHTUNG IST WICHTIG UND GUT. 


Wir brauchen keine Person, die den Veganismus 100% umsetzt, sondern Millionen, die ihn unperfekt umsetzen. 


Mach auch mit! Wenn du männlich bist und vegan lebst, dann melde dich gerne bei mir. Alle wichtigen Informationen über die Aktion findest du hier: AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!

Hier geht es zu weiteren tollen Interviews der Aktion: 

 

Jessica Aschhoff V Change Makers

Über mich

Ich bin Jessica, 39 Jahre, 2-fache Mutter und lebe seit fast 14 Jahren vegan.  Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht,

  • Menschen an das das Thema Veganismus heranzuführen,
  • aufzuklären durch klare Worte,
  • Orientierung zu schenken durch einen leicht umsetzbaren Einstieg in vegane Lebensweise
  • und dabei zu unterstützen selbstbewusst mit ihrer Entscheidung vegan zu leben umzugehen.

Da ich zudem zweifache Mutter bin, lasse ich dich teilhaben an meinem wertvollen Wissen und Erfahrungswerte zum Thema vegane Kindererziehung.

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