Dennis: „Ich halte es nicht mehr aus! Ich muss ab heute vegan leben!“

Dennis: „Ich halte es nicht mehr aus! Ich muss ab heute vegan leben!“

Interview 20

Dennis eröffnete das erste vegane Cafe in Duisburg. Seitdem er vegan lebt, findet er selbst Kuhmilch Wasser trinkende Frauen suspekt

Mit sehr inspirierenden und zum Nachdenken bewegenden Antworten geht es heute weiter im Rahmen der Aktion Männer inspirieren Männer. Dennis, der ehemalige Besitzer des ersten veganen Cafes in Duisburg, berichtet von seinem Wandel und erklärt, weshalb er Milch trinkende Frauen nicht mehr versteht und wünscht sich, dass unvegane Männer die vegane Lebensweise einfach mal ausprobieren. Wenn sie es nicht für sich machen wollen, dann immerhin für ihre Kinder um ihnen einen bewohnbaren und beeindruckenden Planeten zu hinterlassen. Lest nun seine bewegenden Worte.

1. Erzähl zunächst etwas über dich: Wer bist du?

Mein Name ist Dennis. Ich bin Jahrgang 1983, komme aus und lebe in Duisburg im Ruhrgebiet und ich bin seit Juli 2011 Veganer. Vorher habe ich zweieinhalb Jahre vegetarisch gelebt.
Ich spiele Schlagzeug (aktuell bei Magma Waves), bin leidenschaftlicher Gamer und Fan der 80er und 90er. Außerdem betreibe ich den 80er und 90er Podcast „Pixel und Plastik“. Seit letztem Jahr bin ich Vater.
Mit meiner Frau Sarah habe ich zwischen 2014 und 2018 das erste vegane Café Duisburgs, die Krümelküche, betrieben. Den Laden haben wir in gute (vegane) Hände weiterverkauft, weil wir eine Familie gründen wollten und selbstständig in der Gastronomie sein und gleichzeitig ein Kind haben für uns nicht möglich war.

2. Weshalb lebst du vegan? Was war der Auslöser?

Ich war schon immer ein Tierfreund, hatte unterschiedliche Haustiere und fand andere Lebewesen immer liebenswert und schön. Das hat mich allerdings nicht davon abgehalten so oft und so viel Fleisch wie möglich zu essen. Ich bin seit meinen Teenager-Jahren Metalhead und zu der Zeit war die vegane Lebensweise im Metal kein Thema. Im Gegenteil: Fleisch essen war männlich und „metal“! Auch die Lederjacken und Lederstiefel etc. waren selbstverständliche Begleiter in meinem Leben. Im Studium habe ich dann ein paar Vegetarier und Veganer kennen gelernt. So habe ich zum ersten Mal veganen Schokoladenkuchen probiert oder Sushi. Und der Kommilitone, der mir diese Sachen gezeigt hat sagte immer, „Dennis, du bist so ein lieber Kerl. Wie bringst Du das übers Herz Tiere zu essen?“. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Nachdem ich mit meiner Frau (damals Freundin) Sarah dann entschieden habe nur noch Fleisch vom Metzger und nicht aus der Billigtheke zu kaufen ist uns aufgefallen, dass wir uns damit etwas besser fühlten, das aber auch nicht mehr das Nonplusultra an Geschmack für uns war. Also haben wir uns entschieden, vegetarisch zu leben. Mein Schokokuchen-Studienfreund sagte dann als ich ihm stolz verkündete nun Vegetarier zu sein, „Das ist aber auch etwas inkonsequent, wenn Du es der Tiere wegen machen möchtest“. Ich habe mich dann immer mehr mit dem Thema befasst und herausgefunden, was es für Kühe, Kälber, Hühner und männliche Küken bedeutet, wenn ich Milchprodukte und Eier esse.

Der Moment in dem es dann schlussendlich bei mir „klick“ gemacht hat, war das Video „Darum bin ich Vegan“ von PETA2. Das findet ihr unter diesem Titel auf Youtube als ersten Treffer. Die Kombination aus den Menschen, die Zitate von Einflussreichen Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte vortragen, mit der Musik und den kurzen Ausschnitten wie Tiere behandelt werden hat mich fertig gemacht und ich kam nach Hause und sagte zu meiner Freundin, „Ich halte es nicht mehr aus! Ich muss ab heute vegan leben!“

Ich lebe vegan, weil ich es nicht ertrage, dass ich für die grausame Versklavung und Ausbeutung von liebevollen, emotionalen und interessanten Tieren verantwortlich bin, wenn ich Tierprodukte kaufe. Wir sind so weit entwickelt, dass niemand Fleisch essen oder Milch trinken muss. Warum sollte ich also?

Dennis eröffnete das erste vegane Cafe in Duisburg. Seitdem er vegan lebt, findet er selbst Kuhmilch Wasser trinkende Frauen suspekt. Erfahre mehr über ihn

©Lars Walther

3. Was müsste, deiner Meinung nach, noch getan werden um der Gesellschaft den Veganismus näher zu bringen?
Wir sind schon auf einem ganz guten Pfad, Nicht-Veganern nahe zubringen, wie einfach, lecker und sinnvoll das sein kann. Viele Berühmtheiten (Leonardo DiCaprio, Natalie Portman, Moby etc.) zeigen den Menschen, die sie bewundern, wie wichtig es für die Tiere und vor allem auch für die Umwelt und unsere Gesundheit ist, vegan zu leben.
Meiner Meinung nach ist das größte Problem die Tatsache, dass Menschen sich nichts verbieten lassen und sich auch nicht belehren lassen möchten. Viele Menschen glauben, alles besser zu wissen oder möchten sich nicht verändern oder überzeugen lassen. Das muss leider von alleine passieren. Der beste Weg zu zeigen, wie einfach das geht ist meiner Meinung nach es anderen vorzuleben. Nicht mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt zu gehen aber einfach offen darüber sprechen und vielleicht mal die nicht-veggie Freunde zum Essen nach Hause einladen und sie mit tollen Rezepten überzeugen. Dann kommt vielleicht auch irgendwann mal das Thema im Gespräch auf und die Diskussion wird automatisch etwas weniger hitzig ablaufen, weil die Omnis dann ja schon mal auf den Geschmack gekommen sind.

4. Statistisch gesehen leben überwiegend Frauen vegan. Hast du einen Tipp für Männer, die eventuell Bedenken haben als unmännlich zu gelten, wenn sie vegan leben?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich finde es ohnehin paradox als „männlich“ gelten zu müssen. Männlich ist Mann von Geburt an. Alles andere sind ethische, persönliche und moralische Entscheidungen, die man als Mensch trifft; Kleidungsstil, Auftreten, Verhalten, Wertevorstellungen und Ansichten. Evolutionär gibt es keine Gründe mehr, besonders männlich oder besonders weiblich auf seine Außenwelt wirken zu müssen. Bodybuilding zu betreiben, um als starker Mann daher zukommen ist evolutionär irrelevant geworden. In der Steinzeit oder im Mittelalter galt noch das Recht des Stärkeren und Überlebenschancen und Ansehen waren vielleicht höher dadurch. Aber heutzutage ist das rein persönlicher Geschmack, wie man möchte, dass der eigene Körper aussieht. Wenn man nicht gerade Sportler von Beruf ist hat das keinerlei Vorzüge. Ich ziehe diesen Vergleich weil Muskeln haben und Fleisch essen in meiner Wahrnehmung von anderen als gleichwertig „männlich“ betrachtet werden (und in vielerlei Denke noch verbunden sind: Muskeln essen bedeutet Muskeln aufbauen, in Fleisch ist mehr Protein als in Gemüse etc.). Was ich nun also einem Mann sage, der es als unmännlich ansieht kein Fleisch zu essen? Dass es rein persönlicher Geschmack ist, welche Ernährungsweise man verfolgt. Fleisch essen macht einen aber nicht männlicher. Fast alle Frauen, die ich kenne, finden, dass es männlicher ist, Emotionen und Mitgefühl zu zeigen, statt viel Fleisch zu essen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Und sich für Schwächere einsetzen zeigt einen Drang nach Gerechtigkeit. Ich habe noch nie eine Frau sagen gehört „Mein Traummann muss viel Fleisch essen. Sonst ist er nicht männlich genug“. Verantwortung übernehmen finde ich männlich.

5. Welche Argumente, meinst du, benötigen einige Männer um zum Umdenken bewegt zu werden (wenn es nicht die eigene Frau ist)?
Das ist sehr individuell. Manche Menschen interessieren sich einfach nicht für das Leid anderer Lebewesen. Somit kann nicht pauschal gesagt werden, dass Tiere Todesangst, Stress, Frust und Langeweile im Stall verspüren ein Argument ist, mit dem Männer überzeugt werden können kein Fleisch mehr zu essen. Manche vielleicht. Aber nicht alle. Ich glaube Fakten sind am bedeutsamsten. Zahlen. Dass über 70 Milliarden Tiere (plus Meerestiere, die noch mal in etwa genauso viel ausmachen!) auf der Welt wirklich für Lebensmittelproduktion pro Jahr sterben wissen die meisten nicht. Wenn sich diese schier unvorstellbare Dimension einmal im Kopf des Menschen festigt ist der erste Wandel der Sichtweise vollzogen. Wenn dann gezeigt wird, wie viel Protein in unterschiedlichsten Gemüsesorten steckt und in der Ernährung keine Defizite entstehen müssen, ist das vielleicht schon der nächste Schritt. Und ich glaube dann kann man irgendwann anfangen Vergleiche zwischen Haustieren und Zuchttieren zu ziehen. Und dann ist man vielleicht nur noch anderthalb Stunden Earthlings oder Dominion vom nächsten potentiellen Veganer entfernt.
Eins meiner Lieblingsargumente ist folgendes. Nach einer Mahlzeit frage ich manchmal einen omnivoren Esser, „Wie lange hast Du für dein Essen gebraucht? 15 Minuten? 20 Minuten? Und ist es nach dieser Zeit noch relevant was genau du gegessen hast? So lange es lecker war und dich satt gemacht hat, und es dich wohl ernährt, wenn Du auf Vitamine, Ballaststoffe und Protein achtest? Ist es dann noch wichtig, dass für diese 20 Minuten ein Tier gestorben ist? Oder ist es vielleicht auch okay, satt und zufrieden zu sein, nach einer leckeren und nahrhaften Mahlzeit, auch wenn sie rein pflanzlich war?“. Das hat schon ein paar Mal für eine gerunzelte Stirn gesorgt.

6.  Eine Frage zu deinen persönlichen Erfahrungen. Wie reagieren Männer darauf, wenn sie mitbekommen, dass du vegan lebst?
Ich kenne viele alternative Menschen. Gerade in der Musikszene in der ich mich bewege gibt es sehr viele Veganer. Die reagieren natürlich begeistert. Auf der Arbeit habe ich zum Beispiel keine Veganer, nur ein paar Vegetarierinnen. Da kriege ich regelmäßig alle klassischen dummen Sprüche (meist der Männer aber oft auch der Frauen) zu hören. Das ist sehr schade. Auch wenn man Fleisch isst muss man sich über den Veganer nicht lustig machen.

Dennis eröffnete das erste vegane Cafe in Duisburg. Seitdem er vegan lebt, findet er selbst Kuhmilch Wasser trinkende Frauen suspekt. Erfahre mehr über ihn

©Heike Leppkes

7.  Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung vegan zu leben reagiert?
Sehr gut. Meine Veggie-Freunde waren natürlich begeistert. Meine Mutter ist kurz darauf auch Veganerin geworden (und hat seitdem keinerlei Arthrose mehr!) und andere Familienmitglieder finden es immerhin interessant. Im Freundeskreis gab es überhaupt keine Probleme mit den Omnis. Die haben die Entscheidung quasi wortlos hingenommen und beim nächsten Besuch gefragt, was sie zu Essen oder zu trinken einkaufen sollen, jetzt wo ich mich anders ernähre, oder gesagt, dass ich doch das Restaurant auswählen soll, wo wir hin möchten, damit alle dort essen können. Da besteht meine alte Clique wirklich aus Vorzeigefreunden. Natürlich habe ich auch ein paar Freunde, die damit nichts anfangen können. Aber daran ist noch keine Freundschaft gescheitert.

8.  Wie reagierst du auf dumme Sprüche bzgl. deiner Ernährungsweise?

Inzwischen weniger hitzig als früher. Ich versuche Menschen einzuschätzen und abzuwägen, ob sich ein Diskurs lohnt. Nach einer Weile bemerke ich in etwa wie ein Mensch diesbezüglich tickt und meistens habe ich dann das ein oder andere Argument, was sie wenigstens für eine Weile zum Nachdenken bringt, parat. Es gibt aber auch Kandidaten wo eine Diskussion von vornherein als unfruchtbar angesehen werden kann. Dann bleibt es meistens bei Stille oder Ironie, was beides keine guten Konversationsstrategien sind, mir aber manchmal einfach ausreichen, weil ich manchmal einfach keine Lust auf die hundertste Diskussion habe.

9.  Wie reagieren Frauen auf deinen Ernährungsstil?
Nicht per se anders als Männer. Ich habe Freundinnen, die genauso Fleisch, Käse, Milch und Eier essen wie die Omni-Männer. Was ich nicht verstehen kann. Meiner Meinung nach müsste jede menschliche Frau auf der Welt Veganerin sein. Oder wenigstens jede Mutter. Die Tatsache, dass weibliche Tiere gegen ihren Willen versklavt, künstlich geschwängert, ihnen die Kinder weggenommen werden und die Muttermilch gestohlen wird ist ein Prozess, der so abartig und unnatürlich ist, dass jede Frau sich dagegen einsetzen müsste. Videos von Kälbern die um ihre Mutter weinen und Kühe, die tagelang nach ihren Babys rufen sind die herzzerreißendsten Aufnahmen, die es gibt. Mutterliebe ist in jeder Spezies gleich. Angeboren, instinktiv und natürlich. Dass wir uns aktiv dafür entscheiden, Baby-Kühe zu schlachten, weil es Kalbsfilet oder -döner geben muss ist krank. Somit verstehe ich nicht, wenn Frauen Milch trinken und Fleisch essen. Aber auch hier muss ein erster Grundstein gelegt werden, weil wir in unserer Gesellschaft nicht von alleine darüber unterrichtet werden, wie unsere Lebensmittel entstehen. Das muss man sich größtenteils ja noch selbst beantworten.

Dennis eröffnete das erste vegane Cafe in Duisburg. Seitdem er vegan lebt, findet er selbst Kuhmilch Wasser trinkende Frauen suspekt. Erfahre mehr über ihn

©Marvin Böhm // mail@marvinboehm.de // marvinboehm.de //

10. Ist es dir wichtig, dass dein/e Partner/in auch vegan lebt?
Ja. Inzwischen könnte ich mir keine Beziehung mehr zu einer Frau vorstellen, die nicht vegan lebt. Man sollte Menschen natürlich so nehmen wie sie sind. Aber ich könnte ja auch keine Beziehung zu einem Menschen führen, die andere Wertevorstellungen haben. Und eine Nicht-Veganerin ist ja (wenn vielleicht auch durch Unwissen oder „Faulheit“ sich dem Thema tiefgründig zu nähern) einverstanden damit, dass Tiere für sie leiden und sterben. Diese Einstellung ist für mich erst mal unattraktiv.

11. Befinden sich noch andere Veganer oder Vegetarier in deinem Umfeld oder bist du (noch) der Einzige?
Meine Frau und ich haben sogar viele vegane Freunde und sogar Freunde, die nach uns Veganer geworden sind, oder vielleicht sogar durch uns. Gerade durch die vier Jahre in denen wir unser veganes Restaurant geführt haben, sind einige Menschen zu uns gekommen und haben gesagt, „Nachdem wir bei euch gemerkt haben, wie vielseitig und vorzüglich vegane Küche sein kann sind wir auch Veganer geworden“. Das war das größte Geschenk und Kompliment, was man als veganer Restaurantbetreiber bekommen kann.

12. Was ist dein liebstes veganes Produkt?
Ganz klar der VEGO-Riegel. Diese Schokolade schmeckt so cremig und wie klassische Milchschokolade, dass ich kaum glauben kann, dass er vegan ist.

13. Gibt es noch etwas was du unveganen Männern mit auf den Weg geben möchtest?
Geht in Euch. Habt keine Angst (echte Männer haben ja eh keine Angst, richtig?). Ihr werdet nicht als weniger männlich gelten, wenn ihr mal kein blutiges Steak esst. Ihr werdet euch körperlich besser fühlen und auch Euer Geist wird davon profitieren, wenn ihr euch bewusst werdet, dass ihr tief in Euch drinnen eigentlich auch nicht damit einverstanden seid, dass liebe Schweine, verspielte Kühe oder intelligente Hühner und Enten für Euch ein Leben in Qual und Versklavung leben müssen und sterben, damit sie auf Eurem Teller landen. Probiert es einfach mal aus. Und wenn nicht für Euch dann für Eure Kinder. Denn die vegane Lebensweise rettet nicht nur Tierleben sondern schont auch die Umwelt. Und die Welt, die Ihr Euren Kindern hinterlasst könnt ihr jetzt noch mitgestalten.

Dennis eröffnete das erste vegane Cafe in Duisburg. Seitdem er vegan lebt, findet er selbst Kuhmilch Wasser trinkende Frauen suspekt. Erfahre mehr über ihn

©Lars Walther

Lieber Dennis, ich danke dir für deine Teilnahme! Du teilst meine Meinung über Kuhmilch trinkende Frauen. Ich finde diese Tatsache auch völlig strange. Schön, dass du deinem Bauchgefühl gefolgt bist und dich für den Veganismus entschieden hast. Ganz besonders beeindruckend ist es, dass du mit deiner Frau das erste vegane Cafe in Duisburg eröffnet hattest. Respekt! Toll! Danke auch, dass du die nächste Generation thematisierst und wir allein deshalb schon für eine friedlichere und klimafreundlichere Ernährung verantwortlich sind.  

Inspiriere ebenfalls unvegane Männer und richte deine Worte an sie! Wenn du nun vegan lebst und männlich bist, dann melde dich bei mir. Alle wichtigen Informationen findest du hier: AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!

Hier geht es zu weiteren tollen Interviews der Aktion: 

Selim besiegte mit dem Veganismus seine Morbus Bechterew Erkrankung

Selim besiegte mit dem Veganismus seine Morbus Bechterew Erkrankung

Interview 15

Das unfassbare Ausmaß des Tierleids stärkte Selims Willen den Veganismus durchzuziehen

Im Jahre 2017 diagnostizierte man bei Selim die aggressive Rheuma Art Morbus Bechterew. Eine Krankheit, die mit unfassbaren Schmerzen einhergeht. Doch mit einer Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise, schaffte es Selim seine unerträglichen Symptome zu kontrollieren. Seine Geschichte gibt es auch bei der Dokumentarreihe 37 Grad. (HINWEIS: Der Link führt zur ZDF Mediathek: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-grad-schmerz-lass-nach-100.html ) Erfahre nun, wie der Veganismus ihm genau geholfen hat und welche Rolle die ethische Komponente für ihn spielt. 
 
1. Erzähl zunächst etwas über dich: Wer bist du?
Selim 35 aus Istanbul/Wien/Düsseldorf – Österreichischer Immigrant 🙂 Software Entwickler, Sport Liebhaber. Seit 2017 diagnostiziert mit Morbus Bechterew – einer Art aggressives Rheuma. Die Krankheit konnte ich durch meinen Ernährungs-Coach unter Kontrolle bringen, nehme seit einem Jahr auch keine Medikamente mehr. Während der Diagnose Zeit konnte ich fast nicht mehr gehen, schwer aus dem Bett gekommen. In den letzten 6 Monaten habe ich zwei Marathons und einen Ultramarathon gelaufen. Trainiere zurzeit für den Ironman 70.3 in Barcelona.
Lebensstil und Ernährungsänderungen haben mir das Leben gerettet. Tägliche Meditation, Yoga, ab und zu mal Fasten und das Pflegen eines Essens Tagebuch ermöglichen mir bisher für mich unbekannte sportliche Leistungen zu erbringen. Schwimm-, Lauf-, Rad-Training und kalte Duschen helfen natürlich auch.  Stressige und lange Arbeitswochen sind meistens auch kein Problem und mit den richtigen Methoden (hab ich ja aufgezählt) zu bewältigen.
 
Das unfassbare Ausmaß des Tierleids stärkte Selims Willen den Veganismus durch zuziehen. Mit einer Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise, schaffte es Selim seine unerträglichen Symptome seiner Morbus Bechterew Erkrankung zu kontrollieren.
2. Weshalb lebst du vegan? Was war der Auslöser?
Die Fleischskandale haben bei mir über die Jahre große Fragezeichen hervorgebracht wie z. B.: Aus welchen Umständen kommen die Lebensmittel, die ich konsumiere und inwieweit hat die Lebensmittelindustrie mein Wohlbefinden im Mittelpunkt. Tägliche Recherchen, hauptsächlich unterstützt von meiner Freundin, erweiterten meinen Wissen und änderten meine Perspektive. Zuerst war ich vegetarisch (manchmal Flexitarier) und 2013 dann vegan. Da ich mit einer Küche aufgewachsen war, die sehr leckere Fleischgerichte hatte, fiel mir es auch sehr schwer am Anfang mich zurück zu halten und zu beherrschen. Die ethische Seite des Veganismus und das unfassbare Ausmaß an Tierleid stärkten aber mit jeden Tag meinen Willen.
Ich lebe vegan damit Tiere nicht leiden und die nächsten Generationen nicht auf einer verseuchten Erde leben müssen. Ohne Veganismus würde ich natürlich auch meine super Blutwerte und die schnelle Regeneration des Körpers nachdem Sport vermissen; außerdem müsste ich dann wahrscheinlich mit Rheuma Medikamenten anfangen, da tierische Produkte und Rheuma sich meistens nicht vertragen.
 
3. Was müsste, deiner Meinung nach, noch getan werden um der Gesellschaft den Veganismus näher zu bringen?
Ich sehe mittlerweile überall, selbst bei kleinen Städten in Deutschland, Aktivisten, die uns auf das Tierleid aufmerksam machen (z. B. anonymousforthevoiceless, Peta2, Laufen gegen Leiden usw.). Es gibt auch mittlerweile so viele vegane „Influencer“ und berühmte Menschen. Die neue Generation ist viel informierter als früher, ich bin stark davon überzeugt, dass diese nicht die Fehler ihrer Vorgänger Generationen wiederholen und einen ethischen Weg gehen werden.
Wenn sich jeder in seinem nahen Bekanntenkreis aktiv für die Aufklärung was Veganismus ist, einsetzt, dann würden wir in den nächsten Jahren einen noch schnelleren Wandel sehen.
 
4. Statistisch gesehen leben überwiegend Frauen vegan. Hast du einen Tipp für Männer, die eventuell Bedenken haben als unmännlich zu gelten, wenn sie vegan leben?
Ich glaube, einem Großteil der Männer ist nicht bewusst, dass bei veganen Männern bestimmte Körperglieder und Funktionen weiterhin wie bei Teenagern potent sind.
Ein gutes Argument sind auch die Elite Athleten, die vegan Leben. 
 
5. Welche Argumente, meinst du, benötigen einige Männer um zum Umdenken bewegt zu werden (wenn es nicht die eigene Frau ist)?
Falls sie Kinder haben, ist es mittlerweile ein Fakt, dass wir zum Veganismus wechseln müssen, damit die nächste Generation noch eine bewohnbare Erde hat.
Für alle anderen Männer: Gesund und lang leben. 
Vegane Männer sind sehr gefragt in der veganen Community, da diese in der Minderheit sind.
Das unfassbare Ausmaß des Tierleids stärkte Selims Willen den Veganismus durch zuziehen. Mit einer Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise, schaffte es Selim seine unerträglichen Symptome seiner Morbus Bechterew Erkrankung zu kontrollieren.
 
6. Eine Frage zu deinen persönlichen Erfahrungen. Wie reagieren Männer darauf, wenn sie mitbekommen, dass du vegan lebst?
Manche sind sehr interessiert und einige können es nicht nachvollziehen.
 
7. Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung vegan zu leben reagiert?
Auf jeden Fall nicht unterstützend, meistens sehr kritisch, nachdem sie jetzt sehen was mit richtiger Ernährung alles möglich ist, kommen auch keine Kommentare mehr.
 
8. Wie reagierst du auf dumme Sprüche bzgl. deiner Ernährungsweise?
Unter Freunden meistens durch Konter Sprüche, sonst versuche ich nicht zu reagieren. Dumme Sprüche zeigen meiner Meinung nach Unsicherheiten und Ängste der Menschen; Mitgefühl zeigen und Antworten ist ein eleganter Weg finde ich.  „Worte zeigen wie jemand gerne wäre, Taten zeigen wer jemand wirklich ist“
 
9. Wie reagieren Frauen auf deinen Ernährungsstil?
Ganz unterschiedlich, meistens sind sie aber interessierter und wollen mehr wissen. 
 
10. Ist es dir wichtig, dass dein/e Partner/in auch vegan lebt?
Ja, eigentlich schon. Da es für mich ein ethisches Thema ist würde es immer wieder zu Debatten führen, was ich in meiner Beziehung nicht gerne habe.
 
11. Befinden sich noch andere Veganer oder Vegetarier in deinem Umfeld oder bist du (noch) der Einzige?
Einige Arbeitskollegen und neue Bekannte, die ich durch die vegane Community kennengelernt habe. Von den alten Freunden und Bekannten ist leider niemand Veganer oder Vegetarier.
 
12. Was ist dein liebstes veganes Produkt?
Jede Art von veganer Süßigkeit eigentlich, ich gebe jetzt auch öffentlich zu „bin absolut süchtig“ 
 
13. Gibt es noch etwas was du unveganen Männern mit auf den Weg geben möchtest?
Ich glaube, jeder Mann würde sich geschmeichelt fühlen, wenn er mit einem Silberbrücken in Verbindung gebracht wird. Super starke Menschenaffen, die sich vegan ernähren. Tragen Verantwortung für den Zusammenhalt, die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Familie. 
Das unfassbare Ausmaß des Tierleids stärkte Selims Willen den Veganismus durch zuziehen. Mit einer Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise, schaffte es Selim seine unerträglichen Symptome seiner Morbus Bechterew Erkrankung zu kontrollieren.

 

Lieber Selim, es freut mich sehr zu hören, dass du deine schmerzhaften Symptome deiner Erkrankung durch eine Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise erfolgreich besiegt hast! Des Weiteren ist es für mich immer wieder motivierend, wenn Menschen ihre emotionale Verrohrung ablegen und so bewegt sind durch die ethische Komponente des Veganismus, dass sie ihre Ernährung innerhalb kürzester Zeit umstellen. Danke für deine Entscheidung, deine Worte und dein Handeln! Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du deine Gesundheit auch weiterhin so gut unter Kontrolle behältst 🙂

Dir gefällt diese Aktion und zudem bist du männlich und lebst vegan? SPITZE! Dann melde dich bei mir! Alle notwendigen Informationen zur Aktion findest du hier: AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!

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AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!

AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!

Interviewreihe mit veganen Männern

Laut aktuellen Studien ist es noch immer so, dass überwiegend Frauen vegan leben. Gute 81 % der Veganer sind Frauen und nur 19 % sind männlich! Ein sehr unstimmiges Ergebnis. Nun habe ich mir eine Aktion überlegt, die andere unvegane Männer davon überzeugen soll ihre Ernährungsweise zu überdenken und mutig zu ihren Inneren Überzeugungen und Empfindungen zu stehen. Wer könnte das besser als jemand aus den eigenen Reihen? Niemand. Somit starte ich ab heute eine Interviewreihe mit veganen Männern. Das Interview umfasst 13 Fragen über persönliche Erfahrungen, Sichtweisen und mutige Tipps! Dafür suche ich nun ZAHLREICHE vegane Männer, die an dem Interview teilnehmen.

Anforderungen an die Interviewpartner:

  • Du bist männlich
  • Du lebst vegan (egal wie lang, es wäre jedoch schon passender, wenn du mindestens einen Monat vegan lebst)
  • Du bist damit einverstanden, dass ich deine Fotos und Antworten, die ich für das Interview benötige auf www.vchangemakers.de veröffentliche, sowie auf allen sozialen Kanälen von VCM (Facebook, Pinterest, Instagram, Twitter)

 

Wenn du Interesse hast, daran teilzunehmen, worüber ich mich wahnsinnig freuen würde, schreibe mir doch bitte eine E-Mail an info@vchangemakers.de mit dem Betreff „Interview: Ich mach mit!“. Ich werde dir dann umgehend den Fragebogen zukommen lassen! Wenn dir noch eine Frage einfallen sollte, die ich dir unbedingt stellen sollte, weil diese deiner Meinung ganz besonders unvegane Männer inspirieren könnte, dann sei ganz offen und teil mir diese mit!

Ich freue mich auf zahlreiche E-Mails von Männern, die bereit sind andere Männer mit ihrem Mut zur ihrer Ernährungsweise zu inspirieren.

DANKE für dein Interesse! 🙂

Teilnehmer für die Interviewreihe "Männer inspirieren Männer" gesucht! Inspiriere als vegan lebender Mann andere unvegane Männer.

 

Hier geht es zu den ersten tollen Interviews der Aktion: 

 

 

 

 

Quellen:

https://www.skopos.de/news/13-millionen-deutsche-leben-vegan.html

https://vebu.de/veggie-fakten/entwicklung-in-zahlen/anzahl-veganer-und-vegetarier-in-deutschland/

https://vegawatt.de/vegan-leben/sind-veganer-eigentlich-veganerinnen

Interview mit Vanessa: Selbstsicher steht sie zu ihrer veganen Schwangerschaft

Interview mit Vanessa: Selbstsicher steht sie zu ihrer veganen Schwangerschaft

„Ich bemühe mich stets mit allen Themen verantwortungsbewusst umzugehen. Kritik wäre für mich jedoch auch kein Grund zur Besorgnis gewesen. Schließlich haben die wenigsten Kinderärzte tatsächlich fundiertes Wissen über gesunde Ernährung, das dem aktuellen Forschungsstand entspricht.“

Vanessa beantwortet heute ausführlich meine Interviewfragen. Sie lässt sich weder von Ärzten noch Kritikern verunsichern. Erfahrt nun wie sie das schafft.

  1. Wie lange lebst du vegan? Was war dein Auslöser?
    Ich lebe seit 2011 vegan. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits seit etwa sieben Jahren Vegetarierin. Zur Vegetarierin wurde ich durch eine Freundin, die mich darauf aufmerksam machte, woraus Wurst und Co eigentlich so bestehen – aus toten Tieren. Und auch den Schritt zum Veganismus ging ich durch einen anderen Menschen, der mich inspirierte. Ich saß in der Ethikvorlesung in der Uni. Das Thema war Tierethik. Ich kam mit einem Kommilitonen ins Gespräch, der neben mir saß und erfuhr, dass er seit Jahren vegan lebe. Er erzählte mir ein bisschen davon und die Idee auf vegan umzuschwenken war geboren.
  2. Du bist momentan/warst schwanger und ernährst dich vegan. Hattest du zu Beginn der Schwangerschaft Bedenken, weil du dich vegan ernährst?
    Nein, ich war 2014/2015 schwanger. Ich hatte mich im Vorfeld sehr intensiv mit vollwertiger veganer Ernährung auseinander gesetzt und hatte daher keinerlei Bedenken bzgl. meiner veganen Schwangerschaft.
  3. Wie sind und waren die Reaktionen deines Umfelds auf diese Ernährungsweise? Falls du Kritik erhältst, wie gehst du damit um?

    Ein paar Personen haben mich gefragt, ob ich mich jetzt vegetarisch oder wieder „normal“ ernähren würde. Ich sagte ihnen, dass ich mich auch weiterhin vegan ernähre. Damit war es gut. Die mir nahestehenden Personen waren völlig unbesorgt, aber auch bei Freunden und Bekannten hatte ich zumeist das Gefühl, dass sie mir vertrauten, wenn ich ihnen sagte, dass eine vegane Ernährung auch in der Schwangerschaft und Stillzeit problemlos möglich sei. Böse Kritik habe ich aus keiner Richtung in Erinnerung. Aber auch dann hätte es mich nicht beunruhigt, da viele Menschen sich noch nicht hinreichend mit wirklich gesunder Ernährung beschäftigt haben. Ich hingegen habe mich intensiv belesen und auch mein Gesundheitszustand gab mir recht. Daher konnte sich auch niemand negativ äußern.
  4. War es schwer für dich vegan-freundliche Ärzte und Hebammen zu finden?

    Ich habe zwei freiberufliche Hebammen gehabt, die meine Vorsorge machten und die Hausgeburt betreuten. Eine davon war zufälligerweise auch vegan, die andere war diesbezüglich völlig entspannt und stets interessiert daran, was ich zum Thema gesunde Ernährung so alles zu erzählen hatte.
  5. Wie war bzw. sind die Reaktionen der Ärzte auf deine Ernährungsweise?
    Mein Hausarzt hat nie ein negatives Wort über meine Ernährung verloren. Jedoch hat er beide Besuche, die ich in den ganzen Jahren bei ihm nötig hatte, auf einen zu niedrigen Eisenwert geschoben. Beide Male bestätigte sich dies jedoch nach einer Blutuntersuchung nicht. Meine Frauenärztin wusste von meiner veganen Ernährung nichts. Zu ihr ging ich jedoch auch nur für den zweiten Ultraschall. Alles weitere haben meine Hebammen übernommen.
  6. Hattest du während der Schwangerschaft Gelüste auf tierische Produkte? Falls ja, wie hast du das für dich interpretiert und was hast du dagegen unternommen?
    Nein, zu keiner Zeit. Hätte ich dieses Verlangen verspürt, so hätte ich mir eine vegane Alternative besorgt und diese selbst gemacht.
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  7. Besonders in der Schwangerschaft müssen Frauen darauf achten, die richtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen. Viele supplementieren daher Schwangerschaftspräparate. Hast du diese genommen und worauf hast du noch besonders geachtet bzw. achtest du?
    Ich habe Vitamin B12 und Vitamin D supplementiert. Das habe ich jedoch auch vor der Schwangerschaft schon getan.
  8. Hast bzw. Hattest du generell das Gefühl, dass dir was fehlt?
    Nein, das hatte und habe ich nicht.
  9. Lebt dein Partner auch vegan? Falls nicht, wie reagierte er auf deinen Entschluss, den Veganismus auch in der Schwangerschaft fortzuführen.
    Ja, mein Mann lebt auch vegan. Wir haben uns in der Universität kennengelernt. Beim gemeinsamen Essen in der Mensa kam meine vegane Lebensweise als Thema auf. Er war sehr interessiert und stieg in den folgenden Monaten selbst auf diese um.
  10. Gab es Schwierigkeiten während der Schwangerschaft, weil du dich vegan ernährst?
    Ich hatte zum Glück keine der typischen Schwangerschaftsbeschwerden
  11. Was ist dein Tipp an vegan lebende Schwangere? Auf was sollen sie besonders achten?
    Ich fand es wichtig mich vorher bereits mit gesunder, vollwertiger Ernährung befasst zu haben, sodass ich mir das Wissen nicht erst in der Schwangerschaft aneignen musste. Allgemein würde ich mir jedoch nicht all zu viele Sorgen machen. Man sollte sich und seinen Körper gut beobachten und auf sein Befinden achten. Das gilt jedoch nicht nur für vegane Schwangere, sondern für alle.
  12. Was ist dein Rat an vegan lebende Schwangere, wenn das Umfeld ständig Diskussionen beginnt und Kritik äußert?

    Ich habe gelernt zu unterscheiden, ob jemand nur diskutieren möchte, auf seinem Standpunkt beharrt und sich eigentlich nur streiten will oder ob jemand wirklich interessiert und offen für ein Gespräch ist. Nur mit zweiterem Personenkreis habe ich über dieses Thema gesprochen. Alles andere ist verschwendete Energie.
  13. Falls dein Kind schon auf der Welt ist: Hattest du nach der Geburt Schwierigkeiten einen vegan-freundlichen Kinderarzt zu finden? Wie waren die Reaktionen und wie bist du damit umgegangen?
    Nein, ich habe eine anthroposophische Kinderärztin gefunden, die unsere Ernährungsweise sogar unterstützt. Sie hat schnell gemerkt, dass ich mich mit vielen Themen sehr intensiv beschäftigt habe und, das bei mir eine richtige Lebenseinstellung und kein Trend dahinter steht. Ich bemühe mich stets mit allen Themen verantwortungsbewusst umzugehen. Kritik wäre für mich jedoch auch kein Grund zur Besorgnis gewesen. Schließlich haben die wenigsten Kinderärzte tatsächlich fundiertes Wissen über gesunde Ernährung, das dem aktuellen Forschungsstand entspricht.interview-vegane-schwangerschaft-vanessa-2
  14. Wirst du dein Kind weiterhin vegan ernähren?
    Ja, das tue und werde ich.
  15. Wie sind deine Erfahrungen mit deinem Umfeld auf deine Entscheidung dein Kind vegan zu ernähren?
    Da alle sehen können, dass meine Tochter sich in allen Bereichen prächtig entwickelte, hat es von keiner Seite aus Probleme gegeben. Das es ihr sehr gut geht und sie sich ebenso gut entwickelt, konnte mir auch die Kinderärztin stets bestätigen.
  16. Kannst du Vergleiche ziehen, indem du schon einmal eine unvegane Schwangerschaft vollzogen hast?
    Ich habe nur eine Freundin, die einen solchen Vergleich ziehen konnte. Die vegane Schwangerschaft war für sie sehr viel angenehmer. Sie hat weniger zugenommen, hatte weniger Schwangerschaftsleiden und auch die Geburt war viel schöner und unproblematisch. Die vegane Ernährung hat, ihrer Meinung nach, einen wesentlichen Teil dazu beigetragen.
  17. Jede Schwangerschaft ist anders. Somit hat auch jede Frau mit unterschiedlichen Beschwerden zu kämpfen. Welche traten bei dir auf und was hast du dagegen getan?
    Am Anfang hatte ich ein paar Mal ein Übelkeits- und Schwindelgefühl. Dagegen hilf bei mir, mich viel an der frischen Luft zu bewegen. Ich ging so oft ich konnte im Wald spazieren und aß, worauf ich Lust hatte. Das waren in meinem Fall Orangen. Am Ende der Schwangerschaft hatte ich nachts manchmal Wadenkrämpfe. Um diesen entgegen zu wirken, aß ich vermehrt Wildkräuter, grünes Blattgemüse und Nüsse um mehr Magnesium zu mir zu nehmen. Ansonsten hatte ich eine sehr angenehme und und problematische Schwangerschaft.
  18. Möchtest du den Lesern noch etwas mitteilen? Dann lass deinen Gedanken freien Lauf.
    Die veganen Menschen in meinem Umfeld waren stets sehr bedächtige und achtsame Menschen. Das zog sich durch viele Lebensbereiche, so auch in der Ernährung. Im Schnitt aßen sie sehr viel mehr frisches Obst und Gemüse, aßen weniger verarbeitete Lebensmittel und tranken sehr viel öfter stilles Wasser. Das ist schon einmal eine gute Basis, die viele Menschen leider nicht erfüllen. Ist das bei einer veganen Schwangeren auch der Fall, muss sie sich in den seltensten Fällen Sorgen um eine Unterversorgung ihres Kindes machen. Das Kind zieht sich alles, was es braucht, aus den Reserven der Mutter. Bevor das Kind einen Mangel erleidet, ist dieser bei der Mutter bereits vorhanden. Achtet man auf seinen Körper, wird man dies schnell merken und kann dem entgegen wirken. Hat man ein ängstliches Naturell, so kann man regelmäßig seine Blutwerte überprüfen lassen. So hat man für sich die Sicherheit, dass alles in Ordnung ist. Allerdings arbeitet der schwangere Körper auch effektiver und nimmt mehr Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung auf, als im nicht schwangeren Zustand. Allgemein würde ich jedoch darauf achten, mir nicht all zu viele Sorgen zu machen. Die Schwangerschaft ist eine wunderschöne und kraftvolle Zeit, die man genießen sollte. Man sollte für möglichst viel Entspannung sorgen und sich mit positiver Energie aufladen damit man voller Freunde in das neue Abenteuer starten kann.

 

Liebe Vanessa, vielen lieben Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Interviewfragen ausführlich zu beantworten! Es ist beeindruckend, wie selbstsicher du mit dem Veganismus umgehst. Man liest klar heraus, dass (falsche) Kritik an die abprallt und du selbstbewusst zu deinen Überzeugungen und Einstellungen stehst! Toll! Ich bin davon überzeugt, dass du einigen Müttern Unsicherheit bzgl. Veganismus in der Schwangerschaft und auch darüber hinaus genommen hast. DANKE! Alles Gute für dich und deine Familie!

 

Hintergrundinformationen zur Interviewreihe gibt es im folgenden Artikel, dort erfährst du auch, wie du teilnehmen kannst, falls du ebenfalls schwanger bist oder Mutter und zudem vegan lebst. Ich freue mich auf euer Feedback und auf weitere Teilnehmerinnen! Lasst uns gemeinsam zeigen, dass vegan tatsächlich ohne Probleme in jeder Lebensphase möglich ist, so lange man sich ausgewogen und bewusst ernährt. ?

 

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Interview mit Petra: Eine vegane Mama lehrt ihren Zwillingen Empathie und Respekt ggü Tieren

Interview mit Petra: Eine vegane Mama lehrt ihren Zwillingen Empathie und Respekt ggü Tieren

„Nachdem beide Kinder zwei Jahre lang gestillt wurden, wissen sie, dass Mamamilch für Menschenkinder ist und Kuhmilch für Kuhkinder. Sie verstehen intuitiv, dass es verkehrt ist, Kühe ihrer Milch zu berauben, Mütter und Kinder zu trennen.“

Heute teile ich das Interview mit Petra mit euch. Ein wunderbares Interview! Petra ist eine vegane Zwillingsmama und teilt euch mit, wie sie ihren kerngesunden Zwillingen ethische Werte vermittelt. Mit Herz, Selbstbewusstsein und Mut berichtet sie, wie sie ihren Kinden beibringt, wie diese nicht als Sonderlinge von ihrem Umfeld wahrgenommen werden. 

  1. Wie lange lebst du vegan? Was war dein Auslöser?

    Ich lebe seit fünfeinhalb Jahren vegan. Zuvor habe ich seit meinem 15ten Lebensjahr vegetarisch gelebt. Über viele Jahre standen viele andere Themen im Fokus meines Lebens, so dass ich mich über einen langen Zeitraum hinweg nicht mit Tierschutz / Tierrechten und Ernährung auseinandergesetzt habe. Zudem hatte ich damals das trügerische Gefühl, als Vegetarierin bereits sehr viel für Tiere und Umwelt zu tun.

    Das änderte sich schlagartig, als ich begann mich mit den Hintergründen veganer Lebensweise auseinander zu setzen. Grund dafür war meine erste Hündin, die aus dem Tierschutz stammt. Darüber habe ich begonnen mich intensiv mit Tierschutz zu beschäftigen und über Facebook entsprechende Kontakte geknüpft. So erfolgte die aus meiner Sicht unvermeidliche Auseinandersetzung mit Massentierhaltung, Milchindustrie, dem Töten von männlichen Küken usw. Ich konnte die Augen vor meinem Wissen nicht mehr verschließen und viele Bilder haben sich für immer auf meine Netzhaut eingebrannt. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits online mit vielen vegan lebenden Menschen vernetzt, die mich inspiriert haben. So war es für mich nur konsequent auf eine pflanzenbasierte Ernährung umzusteigen. Nach und nach dehnte sich die Ernährung auf eine Lebensweise, eine Lebenshaltung aus.

  2. Du bist momentan/warst schwanger und ernährst dich vegan. Hattest du zu Beginn der Schwangerschaft Bedenken, weil du dich vegan ernährst?
    2013 war ich mit meinen Zwillingen schwanger und habe mich auch währenddessen ausnahmslos vegan ernährt.Bedenken und Zweifel hatte ich anfangs durchaus. Meine Motivation vegan zu leben, nährte sich zunächst nicht aus gesundheitlichen, sondern aus tierethischen und ökologischen Gründen. Ich hatte mich zwar relativ gut informiert, wie ich mich gesund und ausgewogen vegan ernähren kann. Letztendlich spielten die ernährungsphysiologischen Aspekte einer veganen Ernährung für mich zu diesem Zeitpunkt eine eher untergeordnete Rolle.Ich war zu Beginn der Schwangerschaft fast 39 Jahre alt und schon kurz davor mich von dem Wunsch, Mutter zu werden, zu verabschieden. Mein Vertrauen in meinen Körper war angeknackst. Und dann wurde mir dieses wunderbare Geschenk gemacht! Zwillinge! (Übrigens ganz natürlich und mit viel Liebe gemacht ;)) Ich spürte überdeutlich, nun nicht nur für mein eigenes, sondern eben für zwei weitere Leben Verantwortung übernehmen zu müssen. In diesem Zusammenhang tauchten in mir zu Beginn der Schwangerschaft Unsicherheiten auf.In meinem unmittelbaren Umfeld lebte niemand vegan, schon gar keine Schwangeren. Mir fehlte schlicht der Austausch.Über Facebook fand ich eine Gruppe veganer Schwangerer bzw. Mütter. Diesen offenen und sehr persönlichen Austausch habe ich als sehr bereichernd und unterstützend empfunden, zumal sich neben mir zwei weitere schwangere Zwillingsmütter in der Gruppe befanden. Ich las alles was ich zum Thema vegane Schwangerschaft finden konnte und achtete gut auf eine ausgewogene Ernährung. So wurde meine vegane Zwillingsschwangerschaft für mich zur Normalität und ich gewann an Selbstsicherheit
  3. Wie sind und waren die Reaktionen deines Umfelds auf diese Ernährungsweise? Falls du Kritik erhältst, wie gehst du damit um?

    Aus meinem direkten Umfeld gab es keine nennenswerte Kritik an meiner Ernährungsweise.

  4. War es schwer für dich vegan-freundliche Ärzte und Hebammen zu finden?

    Meine Hebamme war da sehr offen und hat schnell gemerkt, dass ich mich gut mit dem Thema vegane Ernährung auseinandergesetzt habe.

    Bei den Ärzten sah es leider anders aus …

  5. Wie war bzw. sind die Reaktionen der Ärzte auf deine Ernährungsweise?
    Meine Gynäkologien reagiert anfangs ebenfalls offen und interessiert. Allerdings wurde meine Schwangerschaft von Beginn an auf Grund meines Alters und der Zwillingsschwangerschaft in die Kategorie „Risikoschwangerschaft“ verbucht. „Und dann auch noch vegan!“ hat sich die Ärztin wohl gedacht. Obwohl meine Blutwerte immer gut waren, machte sie meine Ernährungsweise auf unangenehme Art und Weise immer wieder zum Thema.Bereits in der 20.ten Schwangerschaftswoche musste ich wegen Blutungen und vorzeitigen Wehen vorübergehend stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Auslöser dafür war natürlich nicht die vegane Lebensweise, sondern ein Infekt. Dieser wurde auf Grund eines Missverständnisses zwischen dem Krankenhaus und der behandelnden Gynäkologin nicht nahtlos behandelt, so dass er weitere Komplikationen nach sich zog. Selbstverständlich folgte ein Wechsel der Ärztin. Die neue Gynäkologin ging viel entspannter mit dem Thema um bzw. war es kaum Thema.
  6. Hattest du während der Schwangerschaft Gelüste auf tierische Produkte? Falls ja, wie hast du das für dich interpretiert und was hast du dagegen unternommen?
    Diese Frage kann ich kurz beantworten: Nein, zu keiner Zeit.

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  7. Besonders in der Schwangerschaft müssen Frauen darauf achten, die richtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen. Viele supplementieren daher Schwangerschaftspräparate. Hast du diese genommen und worauf hast du noch besonders geachtet bzw. achtest du?
    Meinen Wunsch schwanger zu werden, habe ich mit Folio forte unterstützt. Vitamin B12 und Vitamin D supplementierte ich bereits vor der Schwangerschaft. Zusätzlich habe ich ein Omega-3-Präperat eingenommen, sowie phasenweise ein veganes Kombipräperat für Schwangere. Rückblickend würde ich behaupten, dieses diente mehr meiner eigenen Beruhigung, als dass es einen ernährungsphysiologischen Nutzen hatte.Als meine Eisenwerte absanken, konnte ich mit einem veganen Eisensupplement gut dagegen steuern.
  8. Hast bzw. Hattest du generell das Gefühl, dass dir was fehlt?
    Nein, zu keinem Zeitpunkt. Bzw. hat mir mein Körper stets verlässlich angezeigt, was er grade benötigt.
  9. Lebt dein Partner auch vegan? Falls nicht, wie reagierte er auf deinen Entschluss, den Veganismus auch in der Schwangerschaft fortzuführen.
    Nein, mein Lebensgefährte lebt nicht vegan. Ich allerdings bereits zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens. Für mich gab es nie eine Alternative zu einer veganen Ernährung während Schwangerschaft. Er wusste ja, dass ich mich ausführlich damit auseinandergesetzt hatte und vertraute darauf, dass ich mich gut und ausgewogen ernährte.
  10. Gab es Schwierigkeiten während der Schwangerschaft, weil du dich vegan ernährst?
    Nein, zu keinem Zeitpunkt. Ich möchte fast ergänzen: im Gegenteil. Ich hatte keine der typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Gestationsdiabetes oder massive Wassereinlagerungen – noch nicht einmal Heißhunger auf extravagante Lebensmittelkombinationen. Die Gesamtgewichtszunahme von 14 Kilo hielt sich auch durchaus im Rahmen.
  11. Was ist dein Tipp an vegan lebende Schwangere? Auf was sollen sie besonders achten?
    Mein Resümee ist recht überschaubar: Bildet Banden! Nein, im Ernst: schafft euch ein unterstützendes, wohlwollendes Umfeld. Tauscht euch mit anderen veganen Schwangeren aus. Lasst euch durch Ärzte nicht verunsichern – die meisten haben sich meiner Erfahrung nach nicht halb so viel mit dem Thema auseinandergesetzt, wie ihr. Wenn ihr euch schlecht betreut oder gar stigmatisiert fühlt, wechselt den Arzt. Sucht euch frühzeitig eine vegan-freundlich Hebamme.Vertraut auf euren Körper. Achtet auf euch.Und für den Notfall – möge er nie eintreten: Wenn ihr stationäre ins Krankenhaus aufgenommen werden müsst, macht euch darauf gefasst, dass vegane Ernährung dort als etwas Exotisches betrachtet wird. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich direkt mit der Küche verbinden zu lassen. Ansonsten hilft oft nur die Fremdversorgung durch Dritte.
  12. Was ist dein Rat an vegan lebende Schwangere, wenn das Umfeld ständig Diskussionen beginnt und Kritik äußert?

    Mit Fachwissen und Gelassenheit überzeugen oder kalt abblitzen lassen. In vielen Diskussionen um vegane Ernährung bin ich auf Menschen getroffen, die ohnehin nicht zugänglich für gute Argumente sind. Hier spart man sich die Auseinandersetzung lieber.

  13. Falls dein Kind schon auf der Welt ist: Hattest du nach der Geburt Schwierigkeiten einen vegan-freundlichen Kinderarzt zu finden? Wie waren die Reaktionen und wie bist du damit umgegangen?

    Oh ja! Der erste Arzt äußerte sich sehr abfällig über die vegane Ernährung. Allen Bemühungen zum Trotz reichte meine Muttermilch nicht aus, um beide Kinder voll zu stillen. Ich wollte mich über eine vegane Alternative zur konventionellen PRE-Milch beraten lassen und wurde als unverantwortliche und unwissende Mutter stigmatisiert. Und das, obwohl ich mich zum einen im Netz bereits belesen hatte und zum anderen so verantwortungsvoll (so dachte ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls) war, einen Kinderarzt zu diesem Thema zu konsultieren.

    Zu dem damaligen Zeitpunkt war ich noch sehr geschwächt von der schwierigen Schwangerschaft, dem ungewollten Kaiserschnitt und meiner neuen Rolle als Zwillingsmutter. Ich hatte schlicht keine Kraft etwas dagegen zu setzten und habe zu einer Ärztin gewechselt, die sich an unserer Ernährung nicht störte. Dennoch habe ich mich so sehr verunsichern lassen, dass ich mit konventioneller PRE zugefüttert habe. Meine Erleichterung war maßlos, als wir endlich darauf verzichten konnten.

    Nach unserem Umzug von Berlin aufs Land habe ich zu meinem Erstaunen mitten auf dem Land einen sehr aufgeschlossenen, kompetenten Arzt gefunden. Er kommt nach eigenen Aussagen selbst aus einer vegetarischen Familie und hat großes Zutrauen in die vegane Ernährungsweise.

    Erst gestern hatten wir wieder ein tolles Erlebnis mit ihm: ich selbst habe die Vorgabe getroffen, einmal jährlich die Blutwerte der Kinder überprüfen zu lassen. In den vergangenen Jahren waren diese immer gut.

    Gestern sollte also die jährliche Blutabnahme stattfinden. Alles war perfekt vorbereitet: ich hatte mir extra Urlaub genommen, im Vorfeld Emla-Pflaster besorgt, die Kinder vorbereitet, ein sehr erfahrenes Team stand bereit – und dann floss bei beiden Kindern einfach nur sehr sehr wenig Blut.

    Wir haben die Aktion dann nach einigem Bemühen abgebrochen. Unser Arzt meinte, dass er die Blutuntersuchung als nicht notwendig betrachte, da die Kinder vor „Gesundheit und Lebensfreude“ strotzen. Also ist die Blutuntersuchung vorerst vertagt, bis vielleicht ins nächste Jahr.

    Es war für mich nie eine Option, dem behandelnden Arzt unsere Lebens- und Ernährungsweise vor zu enthalten. Ich möchte meinem Arzt Vertrauen können und das lässt sich nicht mit dem Gefühl vereinbaren, etwas verschweigen zu müssen. Vegan zu leben muss normal sein dürfen –  auch beim Arzt.

    Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass zukünftig immer mehr Menschen vegan leben werden. Diesem Umstand müssen früher oder später auch die Ärzte Rechnung tragen und sich entsprechend umfassender informieren. Wer sich ausschließlich auf die Empfehlungen der DGE e.V. verlässt, disqualifiziert sich umgehend. Immerhin hat sich bereits schon vor mehreren Jahren die A.N.D. (Academy of Nutrition and Dietics), die größte Organisation von Ernährungswissenschaftlern- und beratern in den USA, positiv zu einer gut geplanten, ausgewogenen vegane Ernährung positioniert. Sie bezeichnet eine solche als für jeden Lebenszyklus geeignet, also incl. Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit und Erwachsenenalter. Prominente Unterstützung erhielt die A.N.D. ebenfalls schon vor einige Jahren durch das australische National Health and Medical Research Council.

    Nur für das deutsche Hänschenklein muss vegan noch gruslig sein…

     

  14. Wirst du dein Kind weiterhin vegan ernähren?
    Selbstverständlich. Die Zwillinge werden im Oktober vier Jahre alt und meine Tochter hat bereits vor einigen Monaten verkündet, dass sie nie Tiere essen möchte. Das Thema hat ganz natürlich seinen Einzug in unseren Alltag gefunden. D.h. wir haben immer dann darüber gesprochen, wenn sich Gesprächsanlässe ergeben haben. Steilvorlagen bieten leider viele Kinderbücher, die eine verlogene Bauernhofidylle zeichnen, die es so wahrlich noch nie gegeben hat. Das könnte ich so nicht unkommentiert stehen lassen, ohne dass ich das Gefühl hätte, meine Kinder zu belügen.Nachdem beide Kinder zwei Jahre lang gestillt wurden, wissen sie, dass Mamamilch für Menschenkinder ist und Kuhmilch für Kuhkinder. Sie verstehen intuitiv, dass es verkehrt ist, Kühe ihrer Milch zu berauben, Mütter und Kinder zu trennen. Dass Fleisch aus Tieren gemacht wird wissen sie, verstehen es altersangemessen natürlich nur bedingt.

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    Ich habe nicht den Eindruck, meinen Kindern etwas aufzudrängen, vielmehr bin ich um Vorleben bemüht. Anderen Lebewesen, unabhängig von ihrer Spezies mit Empathie und Respekt zu begegnen, sollte selbstverständlich sein und sich nicht nur auf sogenannte Haustiere erstrecken.

    Meine Tochter hat vor Kurzem herausgefunden, dass ihre Schuhe nicht vegan sind. (Ich habe für mich aus Kostengründen den Kompromiss getroffen, auch mal hochwertige, gebrauchte Kinderschuhe aus Leder zu kaufen.) Sie war empört und forderte ein, dass ab sofort nur noch vegane Schuhe gekauft werden!

    Bekommen beide außer Hauses etwas zu essen angeboten, fragen sie schon automatisch, ob es vegan ist. Wenn nicht, essen sie es eben nicht. Bekommen sie unvegane Süßigkeiten geschenkt, tausche ich mit ihnen gegen eine vegane Leckerei. Es gab eigentlich nur einmal Unmut deswegen. Ich habe in diesem Fall meiner Tochter die Entscheidung überlassen und sie hat die Süßigkeit letztendlich nicht gegessen.

    Sollten sich meine Kinder irgendwann für einen anderen Weg entscheiden, werde ich dies akzeptieren. Bis dahin habe ich ihnen hoffentlich alles mitgegeben, was sie für eine Entscheidungsfindung benötigen.

  15. Wie sind deine Erfahrungen mit deinem Umfeld auf deine Entscheidung dein Kind vegan zu ernähren?
    In erster Linie habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht.Meine Eltern, bei denen die Kinder regelmäßig sind, halten immer vegane Lebensmittel und Süßigkeiten bereit. Ich bin mir sicher, dass mein Vater eine geheime Freude daran entwickelt hat, im Bioladen oder Supermarkt vegane Lebens- und Genussmittel zu entdecken und uns zu kredenzen. Ich kann mich 100% darauf verlassen, dass sie meinen Kindern nicht heimlich etwas unveganes anbieten würden, auch wenn sie selbst Tiere und tierische Produkte essen.Bei Familienfeiern gibt es entweder eine vegane Alternative oder wir sprechen uns zuvor ab und ich bringe etwas mit.Wir haben das große Glück, dass – der ländlichen Wohnsituation zum Trotz – es in unserem ohnehin vegetarischen Kindergarten derzeit insgesamt sechs vegane Kinder und eine (fast) vegane Erzieherin gibt. So wird auch täglich eine vegane Alternative frisch zubereitet. Zudem fühlen sich meine Kinder nicht „irgendwie anders“, weil es ja noch mehr vegane Kinder gibt. An Geburtstagen bringen die Eltern entweder von sich aus veganes Gebäck o.ä. für alle mit oder meine Kinder bekommen alternativ vegane Plätzchen, die für diesen Zweck im Kindergarten deponiert wurden.Die Tagesmutter, bei der die Zwillinge zuvor waren, hat sich extra für die beiden mit veganer Kinderernährung vertraut gemacht und mit viel Liebe und Mühe gekocht.Ich bin sehr dankbar dafür all diese tollen, bemühten Menschen um uns herum zu haben, denn mir ist durchaus bewusst, dass diese Akzeptanz und Unterstützung nicht selbstverständlich sind.interview_vegane_schwangerschaft-petra-2
  16. Kannst du Vergleiche ziehen, indem du schon einmal eine unvegane Schwangerschaft vollzogen hast?

    Nein, das kann ich nicht.

  17. Jede Schwangerschaft ist anders. Somit hat auch jede Frau mit unterschiedlichen Beschwerden zu kämpfen. Welche traten bei dir auf und was hast du dagegen getan?

    Ich habe ja oben bereits von ernsteren Komplikationen gesprochen. In diesem Fall war der Einsatz von Medikamenten unerlässlich. Gegen mein starkes Sodbrennen haben anfänglich noch Hausmittelchen wie einen Teelöffel Senf essen oder Mandel kauen geholfen. Aufgrund der Position der Kinder wurde es allerdings irgendwann so unangenehm, dass auch dies nicht mehr geholfen hat.

    Mir haben die Produkte von Stadelmann, Tees und Öle, während der Schwangerschaft sehr gut getan.

    Ansonsten würde ich rückblickend noch stärker auf meine eigenen Bedürfnisse achten und dementsprechend handeln.

  18. Möchtest du den Lesern noch etwas mitteilen? Dann lass deinen Gedanken freien Lauf.
    Ich bin mir sicher: die Zukunft ist vegan, muss aus ökologischen Gründen vegan sein. Zumindest größtenteils. Und diese Zukunft werden unsere Kinder mit gestalten.Ich freue mich schon jetzt auf all die Menschen, die nicht Teil des Systems der Tierausbeutung waren und deren Werte- und Normen nicht verinnerlicht haben. Für die Tiere schon immer fühlende, liebende Lebewesen waren und kein Lebensmittel. Die in den Wald gehen, um Natur zu erleben und nicht in einen Zoo.

    Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass dann alles besser wird, – aber ich trage die Hoffnung in mir, dass sich für vieles zum Guten wendet. Denn wir Menschen sind, auch wenn es vielen nicht bewusst sein mag, eng mit der Tier- und Pflanzenwelt verbunden. Das Ende der Ausbeutung von Tieren wird sich unmittelbar auf die Umwelt auswirken. Wenn ich abschließend noch einmal phantasieren darf: vielleicht werden wir Menschen auch einen neuen, positiveren Umgang miteinanderfinden.

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Liebe Petra, du hast die Interviewfragen wunderbar beantwortet. Man liest sofort heraus, dass du mit Herzblut dabei bist und du ganz klar hinter deinen Werten stehst. Es ist wunderschön zu lesen, dass du deinen Kindern so wichtige Werte, wie Empahtie und Respekt gegenüber Tieren beibringst. Solche Kinder braucht unsere Welt! 🙂 Danke für deinen Einsatz, deine Werte und dein Fühlen! Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für eure Familie! Bleib weiterhin so mutig und überzeugend! 

 

Hintergrundinformationen zur Interviewreihe gibt es im folgenden Artikel, dort erfährst du auch, wie du teilnehmen kannst, falls du ebenfalls schwanger bist oder Mutter und zudem vegan lebst. Ich freue mich auf euer Feedback und auf weitere Teilnehmerinnen! Lasst uns gemeinsam zeigen, dass vegan tatsächlich ohne Probleme in jeder Lebensphase möglich ist, so lange man sich ausgewogen und bewusst ernährt. ?

 

Bisherige Interviews mit vegan lebenden Schwangeren bzw. Müttern:

 

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